Chip im Gehirn mit direkter Verbindung ins Internet – klingt zumindest für viele Nutzer nach einer guten Idee. So hat eine internationale Kaspersky-Studie ergeben, dass mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) sich – wenn er oder sie die Möglichkeit bekäme – das eigene Intelligenz-Potenzial durch technologische Hilfe optimieren lassen würde. In Deutschland bejahten dies 16 Prozent. Darüber hinaus ist mehr als die Hälfte (52 Prozent) der weltweiten Studienteilnehmer der Auffassung, dass es „akzeptabel“ ist, Human Augmentation zur Verbesserung der schulischen Leistungen von Kindern einzusetzen. Bei den deutschen Umfrageteilnehmern lag der Wert bei 42 Prozent.
Unter Human Augmentation versteht man den Prozess der physischen Optimierung des Körpers mit Hilfe von Technologie, etwa durch das Einsetzen eines Chips in das Gehirn, smarte Brillen oder die Nutzung von Exoskeletten zur Verbesserung der körperlichen Fähigkeiten, um dessen Funktionsfähigkeit zu beschleunigen oder über das Internet sofort auf eine Vielzahl von Informationen zugreifen zu können.
Das Interesse an einer Steigerung der Hirnleistung ist hierbei unter den international Befragten 18-34-Jährigen – auch in Deutschland – mit 27 Prozent am höchsten und sinkt mit zunehmendem Alter auf 22 Prozent (in Deutschland 17 Prozent) bei den 35-54-Jährigen. Bei den über 55-jährigen sinkt das Interesse für eine solche technologische Optimierung auf 17 Prozent (in Deutschland 10 Prozent). Geschlechterspezifisch ist die Meinung hierüber relativ ausgewogen. Frauen (23 Prozent) interessieren sich international minimal mehr als Männer (22 Prozent) für eine Verbesserung der Gehirnkapazität und Intelligenz. In Deutschland ist der Wert mit 16 Prozent bei beiden Geschlechtern identisch.
Die Vorstellung, durch Technologie ein höheres Maß an Denkvermögen und Intelligenz zu erreichen, stieß in Rumänien, wo mehr als ein Drittel (35 Prozent) daran interessiert wäre, die eigenen intellektuellen Kapazitäten zu verbessern, auf die höchste Zustimmung – gefolgt von Ungarn und Marokko mit jeweils 30 Prozent. Am geringsten war das Interesse in Dänemark (12 Prozent), Deutschland und Griechenland (je 16 Prozent). Fast die Hälfte (49 Prozent) der Umfrageteilnehmer glaubt jedoch, dass es „völlig“ oder „größtenteils“ akzeptabel ist, Human Augmentation-Technologie einzusetzen, um Menschen allgemein intelligenter zu machen. In Deutschland pflichteten dieser Aussage 44 Prozent bei.
Die breit angelegte Studie von Kaspersky mit dem Titel „The Future of Human Augmentation 2020: Opportunity or Dangerous Dream?“ – in deren Rahmen 14.500 Erwachsenen in 16 Ländern Europas und Nordafrikas befragt wurden – ergab, dass fast zwei Drittel (63 Prozent) erwägen würden, ihren Körper mit Technologien zu verbessern – sei es dauerhaft oder vorübergehend. In Deutschland gaben dies sogar 65 Prozent an. Die befragten Italiener stimmten mit 81 Prozent hierbei am meisten, Briten mit 33 Prozent am wenigsten zu, eine technologisch basierte Optimierung ihres Körpers in Betracht zu ziehen. Einige Befragte äußerten sogar den Wunsch, Smartphones an ihren Körper anzuschließen.
Sicherheit muss oberstes Gebot sein
„IT-Sicherheit wird bei der Weiterentwicklung von Human-Augmentation-Technologien zu einem zentralen und überaus relevanten Faktor. Denn es besteht das Risiko, dass diese sich außerhalb der Kontrolle von Regierungen oder anderen Aufsichtsbehörden weiter entwickelt, was für die Menschheit möglicherweise gefährlich werden könnte“, kommentiert Marco Preuss, Leiter des Forschungs- und Analyseteams von Kaspersky in Europa. „Dies ist ein Punkt, auf den wir besonders achten sollten. Bei Kaspersky haben wir beispielsweise zuvor untersucht, wie im Gehirn implantierte Chips von Cyberkriminellen missbraucht werden können, um das Gedächtnis eines Individuums zu hacken und die dadurch gewonnenen Informationen maliziös zu nutzen. Die Erweiterung der Kapazität des menschlichen Gehirns durch Augmentation eröffnet eine wirklich erstaunliche Bandbreite potenzieller Cyber-Bedrohungen.“
Human Augmentation hat darüber hinaus auch weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft, insbesondere im Bildungswesen und am Arbeitsplatz. Einige führende technologische Vordenker vermuten sogar, in das Gehirn implantierte Chips könnten dabei helfen, gesundheitliche Probleme psychischer Natur anzugehen und die Leistungsfähigkeit zu steigern.
Die Steigerung von Intelligenz und Denkleistung wirft jedoch alle möglichen ethischen und praktischen Fragen auf:
Ist Human Augmentation in diesem Bereich aus gesundheitlicher Sicht sicher?
- Ist die Optimierung menschlicher Kapazitäten ethisch vertretbar? Sollten Eltern zum Beispiel zulassen, dass das Gehirn ihrer Kinder optimiert wird, um ihnen einen Vorteil in der Schule zu verschaffen?
- Wird sie den Menschen einen unfairen Vorteil am Arbeitsplatz ermöglichen und damit eine noch größere digitale Kluft schaffen?
Die meisten Befragten wünschen sich Human Augmentation zum Wohle der Menschheit, wobei mehr als die Hälfte (53 Prozent weltweit und 51 Prozent in Deutschland, 51 Prozent in Österreich sowie 53 Prozent in der Schweiz) der Auffassung ist, dass sie zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden sollte.
Der internationale Bericht „The Future of Human Augmentation 2020: Opportunity or Dangerous Dream?“ steht hier zum Download bereit.