Wie sicher sind alte Flugzeuge?

Viele vergleichen Flugzeuge oft mit Autos: Ist es 15 oder 20 Jahre alt, wird es automatisch als total veraltet angesehen. Doch das ist nicht ganz richtig.

Aerophobe Menschen bringen einen manchmal zum Nachdenken. Sie zeigen ihre Flugangst vielleicht nicht direkt und geben sie nicht zu, doch sobald sie im Flugzeug sitzen, suchen sie bei Google nach der Nummer des Flugzeugs, um herauszufinden, wann genau es gebaut wurde und wo es schon geflogen ist. Und dann kommt Twitter: „Bin in einem Flugzeug, das älter ist als ich! #Schock #Unglück #Verderben “ oder „Ich bete, dass dieses Ding nicht in der Luft auseinanderfällt“. In manchen Fällen ist die Angst so groß, dass die entsprechenden Passagiere lieber am Boden bleiben.

Es gibt auch immer wieder Forums-Beiträge wie „Ich fliege mit XYZ Airlines, wer weiß, wie gut deren Flotte ist?“ Und sowohl Fluglinien als auch Reisebüros nutzen diese Angst in ihren Marketing-Materialien sogar noch aus, indem sie davon schreiben, dass sie „die jüngste Flotte von allen“ haben oder die Fluglinienangebote nach dem Alter der Flugzeuge auflisten.

Logischer Trugschluss

Es gibt einen einfachen Grund hinter diesen falschen Interpretationen: Viele vergleichen Flugzeuge oft mit Autos. Am besten funktioniert ein Auto, wenn es brandneu ist, oder zumindest nicht älter als fünf bis sieben Jahre. Und ein 20 Jahre altes Auto-Wrack kann nur noch irgendwo auf dem idyllischen Land von Hinterwäldlern zum Transportieren von Schafen verwendet werden.

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Doch sogar mit Autos hat diese Logik ihre Fehler: Ein neues Taxi mag innerhalb von drei Jahren komplett erledigt sein, wobei ein alter Volkswagen Käfer aussehen kann, als wäre er gerade vom Band gerollt – natürlich nur, wenn der Besitzer ihn in der Garage hatte und nur hin und wieder für kurze Fahrten verwendete. Wir sprechen hier über Retro-Auto-Fans, die jedes Staubkorn sofort von der glänzenden Kühlerhaube ihres Lieblings wischen.

Natürlich ist ein Flugzeug ein Arbeitstier, das jeden Tag im Einsatz ist: Fluglinien versuchen, ihre Flugzeuge maximal zu füllen, um einen schnelleren Return Of Investment (ROI) zu erzielen. Aber bedeutet das, dass ein Flugzeug genau wie ein Taxi nach ein paar Jahren zu einer Klapperkiste wird? Nein, keine Angst!

Wartung ist das Zauberwort

Bei der Luftfahrt wird Lufttauglichkeit durch die restliche Service-Lebensdauer, gemessen in Jahren, die Flugstunden und die Menge der Starts und Landungen definiert – wobei alle Werte unabhängig gemessen werden. Deshalb können manche Flugzeuge schnell alt werden, wenn sie häufig auf Kurzstrecken eingesetzt werden.

Der Begriff „Service-Lebensdauer“ kann auf verschiedene Szenarios angewendet werden. Es gibt die Design-Service-Lebensdauer: Das ist die minimale „Lebenserwartung“, die die Entwickler für ein bestimmtes Flugzeugmodell annehmen. Mit anderen Worten so eine Art Garantie – eine Ein-Jahres-Garantier bedeutet, dass Ihr neuer Fernseher im ersten Jahr nicht kaputtgeht. Aber natürlich funktioniert der Fernseher ganz normal zwei, fünf oder sogar zehn Jahre, ohne jeglichen Fehler.

Eine weitere Service-Beschränkung ist die zugeteilte Service-Lebensdauer bis zur Ausmusterung des Flugzeugs. Sie wird bei der Einführung einer bestimmten Menge von Flugzeugtypen definiert. Eine genaue Prüfung ihrer Kondition nach einer vorgegebenen Zeit erlaubt die Einschätzung der bereits abgelaufenen fehlerfreien Einsatzzeit.

 

Generell ist diese Einsatzzeit zweimal oder dreimal so lang wie die Design-Service-Lebensdauer. Und mit dem Ablauf der zugteilten Service-Lebensdauer wird das Flugzeug nicht unbenutzbar. Bei genauer Untersuchung des Flugzeugs kann diese Lebensdauer mit einer Komplettüberholung verlängert werden.

Regelmäßige Wartung

Der Zeitraum zwischen Generalüberholungen ist streng festgelegt. Es gibt Konzepte für die so genannte erste Überholungsperiode oder die Zeit zwischen Generalüberholungen. In manchen Fällen werden Teile des Flugzeugs, die noch absolut funktionieren durch neue ersetzt, um den Regeln des Herstellers zu entsprechen. Die Zeit zwischen den Überholungen kann von Fall zu Fall auch verlängert werden.

Es mag scheinen, als könnten Fluglinien aus verlängerten Servicezeiten Profit schlagen. Aber das geht nicht lange, denn es gibt bestimmte Beschränkungen für die Service-Lebensdauern. Werden diese erreicht, können sie nicht mehr verlängert werden, selbst wenn das entsprechende Flugzeug noch im Topzustand ist.

Zudem werden alle Service-Dauern und -Beschränkungen nicht von den Fluglinien selbst, sondern von den Flugaufsichtsbehörden festgelegt. Keine Fluglinie würde den Zutritt zu einer Maschine erlauben, deren Service-Lebensdauer überschritten ist. Alle Fluglinien haben Flugtauglichkeitszertifikate und wenn diese ablaufen würden, wären die Strafen extrem hoch.

Vertrauen Sie den Profis

Zudem gibt es bei der Luftfahrt keine „alten Flugzeuge“: Ein Flugzeug ist entweder einsatzbereit oder nicht. Wenn es für den Einsatz freigegeben wurde, ist es genauso sicher wie ein neues Flugzeug, das gerade aus der Fabrik kam.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass Sie den Flugzeugprofis komplett misstrauen, will ich Ihnen noch eine letzte logische Schlussfolgerung vorstellen: Sie können die Kondition eines Flugzeugs nicht komplett selbst einschätzen, denn es gibt Dinge, die Sie bei Google einfach nicht finden.

Was man aber auf jeden Fall einschätzen kann, ist der Zustand der Kabine. Aufgerissene Sitzbezüge, wacklige Gepäckfächer, lockere Tabletts – all das macht einen Flug zu einer weniger schönen Erfahrung. Doch solche Mängel haben nichts mit der Flugsicherheit zu tun. Und gute Fluglinien halten auch den Innenraum des Flugzeugs in gutem Zustand.

Kurioserweise werden Flugzeuge, deren Service-Lebensdauer bald ausläuft innen nicht mehr so gut gepflegt, da dies nicht recht wirtschaftlich ist. Stattdessen werden sie als Frachtflugzeuge eingesetzt und bleiben noch viele Jahre im Einsatz.

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