Chiffren, Codes und Passwörter kommen oft in Mystery-, Spionage- und Abenteuer-Romanen und -Filmen vor, wobei die Autoren und Filmemacher meist keine genauen Details dazu geben, wie sie entschlüsselt werden – was natürlich auch daran liegt, dass sich die Geschichte mehr um die entschlüsselten Daten oder eine plötzliche Erkenntnis des Protagonisten dreht. Diese plötzliche Erkenntnis hilft bei der Entschlüsselung eines bestimmen Codes.
Genaue Ausführungen darüber, wie ein bestimmter Code geknackt wird, sind in den Geschichten selten, also haben wir die interessantesten dieser raren Gelegenheiten zusammengefasst.
1. „Der Goldkäfer“ von Edgar Allan Poe: Der Anfang
Die ganze Geschichte ist im Grunde eine persönliche Erzählung über die Entschlüsselung eines verschlüsselten Dokuments und das Lösen eines Rätsels, das den Weg zu Captain Kidds Schätzen beschreibt.
Der chiffrierte Text besteht aus zufälligen Reihen von Zahlen und Symbolen, und die Geschichte beschreibt ganz genau die Gedankengänge des Protagonisten, der beschließt, die Häufigkeit der auftretenden Symbole und Buchstaben in der englischen Sprache zu analysieren. Indem er Buchstaben ersetzt und Hypothesen zu möglichen Gegenüberstellungen, basierend auf der Häufigkeit (oder Unmöglichkeit) englischer Buchstabenkombinationen, aufstellt, schafft er es, den Text zu entschlüsseln.
Die Chiffre dabei ist eine so genannte „Substitutionschiffre„. Schon im Jahr 1843, als die Geschichte geschrieben wurde, war sie nicht gerade als etwas Besonderes bekannt. Allerdings war Poes Erzählung einer der ersten populären Berichte zu einem kryptografischen System und zog damit viel Aufmerksamkeit auf sich. Nach der Veröffentlichung veranstalte eine Zeitung sogar einen Wettbewerb, bei dem Poe die von Lesern eingesandten Chiffren lösen sollte.
World War II information security: Richard Sorge and book cipher: https://t.co/3R3bkFh7bl
— Kaspersky (@kaspersky) May 8, 2015
2. „Sakrileg“ (The Da Vinci Code) von Dan Brown: Atbasch-Chiffre
Wenn man nach einem literarischen Werk fragt, das sich mit Chiffren und Codes beschäftigt, fällt den meisten Menschen spontan Dan Browns „Sakrileg“ (The Da Vinci Code) ein (wobei auch seine anderen Romane genannt werden und vor allem „Diabolus“ in dieser Hinsicht sehr reichhaltig ist).
Die meisten Rätsel, die in dem Buch gelöst werden, sind keine direkten Chiffren, da sie keine einzig richtige Lösung bieten und stark auf Intuition, Wissen und Vorstellungskraft bauen. Doch das Buch bietet mehrere Beispiele historischer Chiffren, vor allem wird dabei die Atbasch-Chiffre genutzt.
#xmascyber lecture yesterday, Keith from Royal Holloway talked about Atbash and Da Vinci Code. Here's my code: http://t.co/s2QVvTa4u5
— Prof B Buchanan OBE FRSE (@billatnapier) December 18, 2013
Diese Chiffre wurde für das hebräische Alphabet entworfen, kann aber ganz einfach auch auf andere Alphabete angewandt werden, da die Methode an sich recht primitiv ist: Das Alphabet wird „umgeklappt“, so dass der erste Buchstabe vom letzten codiert wird, der zweite vom vorletzten, und so weiter. Wie Sie sich denken können, stellt diese Chiffre für Kryptoanalytiker kein Problem dar, da es sich um eine einfache Substitutionschiffre handelt.
Allerdings kann diese Chiffre vergleichsweise verlässlich sein, wenn sich nach der Übertragung eines kurzen Texts die Häufigkeitsanalyse als nutzlos herausstellt. Dennoch ist Dan Browns Heldin, eine Kryptografin der französischen Polizei, stolz darauf, die Chiffre zu kennen. Das scheint etwas naiv zu sein und ist auch der Grund für manche Witze.
During WW2 modern cryptography principles were often coupled with ‘amateur’ but equally reliable ciphering methods https://t.co/4282BWOXyx
— Kaspersky (@kaspersky) May 6, 2015
3. „The Wire“ von David Simon: Kinderleicht
In der ersten Staffel der TV-Serie „The Wire“ nutzt eine Straßengang ein Datenübertragungssystem, das es verdient, hier erwähnt zu werden. Das System basiert auf der Nutzung öffentlicher Telefone und digitaler Pager, die für den Nachrichtenaustausch verwendet werden.
Digitale Pager senden normalerweise Direktnachrichten mit einer Telefonnummer oder einem Code, der für eine Standardnachricht wie „Kommen Sie auf die Krankenhausstation“ oder „Abhauen! Eine Razzia!“ steht.
„The Wire“ dreht sich darum, dass die Polizei versucht, Nachrichten von öffentlichen Telefonen abzufangen, die ein Netzwerk zwischen Gangmitgliedern darstellen, um die Anführer zu fangen. Doch die Telefonnummern, die wertvollsten Daten in diesem Spiel, wurden verschlüsselt übermittelt.
Ganz wie in Edgar Allan Poes Geschichte, startete die Entschlüsselung mit einer Theorie dazu, wie unvermeidlich simpel die von den Gangmitgliedern benutzte Chiffre ist. Die Polizei konnte sie entschlüsseln, nachdem vermutet wurde, dass der Code perfekt für Straßen-Teenager sein müsste.
Die Lösung war einfach: Die oben und unten neben der Taste „5“ auf einem Telefon liegenden Tasten wurden vertauscht. Aus „2“ wurde „8“, aus „1“ wurde „9“. Und die „5“ wurde mit der „0“ ausgetauscht.
4. „Zodiac – Die Spur des Killers“ von David Fincher: Ein mysteriöser Code
Das ist die wahrscheinlich düsterste Geschichte, um die es hier geht: Sie beschreibt die Maßnahmen zur Ergreifung eines Serienmörders, der gegen Ende der 1960er Jahre und Anfang der 1970er Jahre in San Francisco sein Unwesen trieb. Die Geschichte wurde von David Fincher verfilmt.
Der Killer, dem der Spitzname „Zodiac“ gegeben wurde, tötete ohne bestimmtes Muster, was viele dazu brachte, zu vermuten, es würde sich nicht nur um einen Einzeltäter, sondern eine ganze Gruppe von Nachahmern handeln. Zodiac terrorisierte die Zeitungen mit Briefen, in denen er verlangte, dass seine verschlüsselten Nachrichten in Leitartikeln veröffentlicht werden; anderenfalls, so drohte er, würden noch viel mehr neue Morde verübt werden.
Doch obwohl sich die Zeitungen weigerten, passierten keine Morde. Gleichzeitig enthüllte Zodiac Informationen über einen seiner vorhergehenden Morde – mit Details, die nur der Mörder wissen konnte. Der Killer wurde nie gefasst und bisher haben es zahllose Menschen erfolglos versucht, seine Kryptogramme zu entschlüsseln.
Fünf Bücher und Filme, in denen #Chiffren und #Codes nicht „einfach so gelöst“ werden
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Die erste, mehr oder weniger überzeugende Lösung eines der Kryptogramme wurde schon im Jahr 1969 vorgelegt. Allerdings konnte die Chiffre insgesamt bisher nicht geknackt werden. Man geht davon aus, dass es sich um eine Substitution handelt, die als Caesars Chiffre bekannt ist. Sie verwendet eine Mischung aus astrologischen Zeichen sowie anderen Zeichen und Buchstaben. Die restlichen Kryptogramme sind nach wie vor nicht entschlüsselt.
Übrigens: Wenn man die fragliche Autorenschaft der Briefe und die mentale Verfassung des angeblichen Briefeschreibers bedenkt, kann man im Grunde nie sicher sein, dass Entschlüsselungsversuche zu irgendeinem echten Ergebnis führen.
Five lessons from the story of the Enigma cryptographic: https://t.co/Xl6w43qpOS
— Kaspersky (@kaspersky) May 7, 2015
5. „Cryptonomicon“ von Neal Stephenson: Solitär
Wenn man annimmt, dass Edgar Allen Poe die Kryptografie in die Literatur einführte, so kann man sagen, dass Neal Stevenson sie dort auf die nächste Ebene gebracht hat. In seinem Roman „Cryptonomicon“ sind Chiffren und alles was damit zu tun hat, das Hauptthema.
Die Geschichte spielt im Zweiten Weltkrieg und handelt vom Zusammenstoß der Kryptografen auf beiden Seiten (inklusive dem Knacken der Enigma und den daraus entstehenden Konsequenzen). Die Protagonisten des zweiten Teils der Geschichte, die sich während der Dot-Com-Blase abspielt, bauen so etwas Ähnliches wie Bitcoin auf.
Und wo Dan Brown „murmelt“, scheut sich Stephenson nicht, mehrere Seiten für die Erklärung mathematischer oder physikalischer Prinzipien, die für das Verständnis der Funktionsweise wichtig sind, zu nutzen.
https://twitter.com/kaspersky/status/604105241819095040/photo/1
Stephensons Besessenheit mit Kryptografie erreicht ihren Höhepunkt im Anhang des Buchs, der komplette Beschreibungen des Verschlüsselungssystems, das von einem der Protagonisten verwendet wird, bietet. Die Chiffre nutzt einen Kartensatz, der in einer bestimmten Reihenfolge gemischt wird, als Schlüssel. Der Anhang enthält auch eine komplette Anleitung, wie die Chiffre genutzt werden kann, wie man den Schlüssel erzeugt und welche Vorsichtsmaßnahmen man ergreifen sollte, wenn man die Methode im echten Leben anwenden will.
Das Buch bietet einen guten Einblick darauf, welchen Einfluss diese Dinge auf die Welt haben sowie in die Funktionsprinzipien moderner Datensicherheit und der Internetbranche. Kurz, man muss es gelesen haben.