Menschenhandel: Big Data hat Sie und mich in Handelsgüter verwandelt

Heutzutage gilt Information als Zahlungsmittel. Daten werden ge- und verkauft, gestohlen, ausgetauscht und natürlich auch gesammelt. Wenn Sie etwas über jemanden wissen wollen, können Sie ganz legal an eine ganze

Heutzutage gilt Information als Zahlungsmittel. Daten werden ge- und verkauft, gestohlen, ausgetauscht und natürlich auch gesammelt. Wenn Sie etwas über jemanden wissen wollen, können Sie ganz legal an eine ganze Menge Informationen gelangen — Sie müssen nur wissen wie.

Mithilfe von spezieller Software ist es ein Leichtes, öffentliche Daten zu analysieren. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, was man online herausfinden kann, wenn man nur möchte.

Finden Sie mich online

Im April 2016 zog der Fotograf Egor Tsvetkov aus Sankt Petersburg mit dem Fotoprojekt „Your face is big data“ große Aufmerksamkeit auf sich. Tsvetkov machte Fotos von Leuten in der U-Bahn und lud diese Bilder auf die beliebte Webseite FindFace.ru hoch. Dieser Service ermöglicht es, mithilfe eines Fotos öffentliche Nutzer des sozialen Netzwerks VK.com zu finden.

Tsvetkov erstellte eine Serie von Bilderpaaren: sie bestehen aus Fotos der Leute, die vor ihm in der U-Bahn saßen, und deren Profilfotos auf VK.com. Ungefähr 70 Prozent der Suchergebnisse waren erfolgreich, obwohl die Webseite Schwierigkeiten bei der Bildererkennung von älteren Personen hatte. Während seines Arbeitsprozesses erfuhr er eine ganze Menge über die Leben der ihm unbekannten Personen, ohne mit ihnen direkt gesprochen zu haben.

Diese Situation hat auch einen romantischen Aspekt: mithilfe von FindFace kann jeder, der über einen VK-Account verfügt, dieses süße Mädchen mit dem wunderschönen Lächeln wiederfinden oder den süßen Jungen, den sie auf einer Party kennengelernt haben. Jedoch sollte man realistisch bleiben: nur wenige möchten buchstäblich für jeden, der eine Kamera besitzt, auffindbar sein, da dieser Fremde eine Cybermobbing-Kampagne starten könnte oder schlimmeres. Sie könnten auch wie im untenstehenden Beispiel Teil einer Studie werden.

Wo der wohl älteste Beruf „gelehrt“ wird

Das Team der russischen Onlineplattform Social Data Hub startete ein skandalöses Projekt, das Daten von 27.856 Frauen und 1.387 Männern zusammentrug, die der Prostitution nachgingen. Mithilfe ihrer eigenen Gesichtserkennungssoftware fand das Team die Social-Media-Accounts dieser Personen und nutzte die Information um ein „Rating der Moskauer Universitäten, deren Absolventen auf den Strich gehen“ zu erstellen. Die Daten für dieses Projekt stammen ausschließlich aus öffentlichen Quellen.

Natürlich sind die Schlussfolgerungen letztlich nicht exakt. Die Zuordnung der Männer und Frauen aus den Eingabedaten zeigt, dass Fachrichtungen, die unter Frauen beliebt sind, sich im Ranking durchsetzen, so dass es nicht erstaunlich ist, dass die Fakultät für Bergbau nicht die ersten Plätze belegt. Dennoch machte diese „Studie“ Furore.

Gefangen im Netzwerk

Die Macht von Social Media beschränkt sich jedoch nicht auf derartige Projekte. Wenn wir etwas online veröffentlichen, ist uns meistens nicht bewusst, welches Gesamtbild sich jemandem zeigt, der die Puzzleteile zusammensetzt. Beispielsweise gibt es für die Social-Media-Plattform VK.com eine Funktion, die Verbindungen innerhalb des sozialen Netzwerks grafisch darstellt.

Sehen Sie sich die untenstehende Grafik an. Es sind zwei Freundeskreise zu sehen: mein eigener und der meiner Schwester. Jeder Punkt des Diagramms stellt eine Person dar, die entweder mit mir oder mit ihr vernetzt ist. Hierbei ist interessant, dass wir Freunde haben, die sich untereinander kennen und Freunde, die nur eine von uns kennen.

Wenn Sie sich ein bisschen Zeit nehmen und diese Grafik näher betrachten, werden Sie den engeren Freundeskreis Ihrer Zielperson bestimmen können, da diese Person und deren Freunde und Bekannte miteinander vernetzt sind. Hier können Sie meine ehemaligen Kollegen einer früheren Arbeitsstelle sehen.

Kennen Sie das Sprichwort: „Zeig mir deine Freunde, und ich sag dir, wer du bist“? Das funktioniert tatsächlich. Wenn die Mehrheit der Personen eines sozialen Kreises ein gemeinsames Hobby hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihre Zielperson dem gleichen Hobby nachgeht. Wenn alle Mitglieder dieses Kreises für dasselbe Unternehmen arbeiten, dann lässt das vermutlich auf eine entsprechende Zeile im Lebenslauf Ihrer Zielperson rückschließen.

Auf diese Weise kann man schnell mutmaßliche Exfreunde oder -freundinnen der Zielperson ausfindig machen, ihre Familie, Freunde und Kollegen finden und viele weitere interessante Dinge erfahren.

Dieser Service ist eher eine Art Spielzeug, jedoch gibt es auch eine professionelle Software mit demselben Ziel. Diese ist zu weit mehr fähig und ermöglicht es Spezialisten viele Informationen zusammenzutragen.

Wir leben im Glashaus. Was können wir dagegen tun?

Denken Sie darüber nach, wie viele Überwachungskameras in den Straßen genutzt werden und wie oft Sie Fotos online veröffentlichen. Das lässt darauf schließen, dass unsere Welt sehr transparent ist. Mithilfe der vorher genannten Technologien können Sie mit nur einem Foto Personen online finden, deren Accounts analysieren und vieles über sie herausfinden. Wahrscheinlich könnten Sie anhand dieser Daten sogar ihre Biografien erstellen.

Je mehr ein Unternehmen über eine Person weiß, desto einfacher ist es, ihr Produkte zu verkaufen und individuelle Angebote zu erstellen, die die Verkaufswahrscheinlichkeit erhöhen. Glauben Sie uns: Unternehmen schöpfen diese Möglichkeiten voll aus.

Soziale Netzwerke sind zum Speck in der Mausefalle geworden. Die modernen Analysetechnologien haben Menschen offiziell in Handelsgüter verwandelt, auch wenn nur wenige mit dieser Sichtweise einverstanden sein werden. Zudem ist Social Media ein nützlicher und unterhaltsamer Teil unseres Lebens, so dass niemand diesen Standpunkt einnehmen möchte. Aber es muss etwas unternommen werden, um das Problem zu beheben.

Es gibt viele Wege, um Massenspionage zu bekämpfen. Ein unüblicher Haarschnitt und spezielles Make-up können die Gesichtserkennungssysteme verrücktspielen lassen. Eine andere gute Methode ist das Tragen von Kleidung, die Licht in die Kameralinse reflektiert und so die Fotos ruiniert. Sie können auch auf dunkle Sonnenbrillen und Kapuzenpullover zurückgreifen, wie Prominente und Filmschauspieler.

Vielleicht werden wir das alle eines Tages ausprobieren, aber im Augenblick sollten wir zumindest den Zugriff auf unsere Social-Media-Accounts beschränken. Zudem empfehlen wir Ihnen, den Artikel Privates Browsing: Verbesserte Privatsphäre mit den neuen Kaspersky-Lösungen zu lesen.

Wir haben außerdem eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, die erklären, wie Sie Ihr -, Instagram-, LinkedIn-, und VK.com-Konto schützen können. Hoffentlich helfen Ihnen diese Artikel dabei, die Sicherheitseinstellungen Ihrer eigenen Social-Media-Seiten zu konfigurieren. Wenn Sie diese richtig anwenden, ist es schwieriger Ihr Privatleben zu einem Teil von Big Data zu transformieren.

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