Spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen ist klar, dass wir in keinem Utopia leben und unser tägliches Leben bietet genug dystopische Dinge. Der technologische Fortschritt bringt viel Gutes, etwa bei der Verbrechensbekämpfung oder der Lösung komplizierter sozialer und ökologischer Probleme; doch der gleiche Fortschritt zerstört auch die Privatsphäre Einzelner.
Technologie bringt auch Sicherheit im Hi-Tech-Bereich. Ein System kann das Verhalten von Menschen überall vorhersagen und überwachen – von Läden bis zu Büros. Es gibt Regeln und Zugangsberechtigungen; denk nicht einmal daran, diese zu brechen.
Aber jede Aktion kann auch zu einer Gegenaktion führen. Hacker, Künstler und ganz normale Menschen, die nicht überall überwacht werden möchten, entwickeln einfache Methoden, um die Privatsphäre zu schützen. Menschen kann man täuschen und mit Systemen ist das ebenfalls möglich.
Mit Makeup die Kameras täuschen
Künstler des CV Dazzle Project haben zur Täuschung von Kameras spezielles Makeup und besondere Haarschnitte entwickelt, die die Algorithmen zur Gesichtserkennung durcheinander bringen. Solche Technologien analysieren, wie Licht und Schatten über ein Gesicht verteilt sind (vor allem auf dem Kinn, der Nase, den Wangenknochen usw.). Die Gesichtserkennung kann man also stören, wenn man ein „Anti-Gesicht“ erstellt – mithilfe von Makeup und einem asymmetrischen Haarschnitt.
Die Masken von Designer Zach Blas können einem gut bei BDSM-Parties oder Halloween-Feiern dienen. Der Designer nennt sie „digitale Portraits der Entmenschlichung“, aber abgesehen vom künstlerischen Konzept haben sie auch einen praktischen Nutzen: Sie verstecken das Gesicht vor Gesichtserkennungstechnologien.
Das mag zwar ein bisschen verrückt sein, funktioniert aber sogar mit Kameras. Die Menschen um einen herum, werden sich aber erinnern, wenn man so eine ungewöhnliche Tarnung trägt. Deshalb kann man sie wahrscheinlich nur bei Kostümfesten nutzen.
Schön angezogen, Eindruck hinterlassen
Eine sehr einfache, fast schon klassische Möglichkeit, sich vor Kameras zu verstecken ist es, eine Sonnenbrille aufzusetzen und einen Kapuzenpulli anzuziehen. Filmstars nutzen das oft und es funktioniert einwandfrei.
Aber Sie müssen sich nicht darauf beschränken: Die Privacy-Visor-Brille, eine Entwicklung des Japan National Institute of Informatics, kann Kamerasysteme mit Gesichtserkennung hereinlegen. Die Brille reflektiert Licht von oben direkt in das Kameraobjektiv, so dass der Bereich um die Augen viel heller als normal erscheint. Allerdings können Menschen rundherum das ungewöhnliche Muster der Brille erkennen – doch die Technologie entwickelt sich schnell weiter, so dass dieses Problem vielleicht schon bald gelöst sein könnte.
Auch die Textilbranche bietet Möglichkeiten für die Verbesserung der Privatsphäre. Wenn Sie Ihr Gesicht aus den Kamerabildern löschen möchten, ziehen Sie einfach einen Flashback Photobomber Hoodie an. Dessen Stoff ist mit einer riesigen Menge von Nano-Glaskügelchen bedeckt, die Fotoblitze reflektieren. Das reflektierte Licht übersteuert den Bildsensor der Kamera und das Gesicht wird auf dem Foto komplett dunkel.
Das Smartphone ist für viele mittlerweile ein zweiter, inoffizieller Ausweis. Und natürlich kann man Menschen darüber ausspionieren. Die britische Firma The Affair hat deshalb mit Bezug auf George Orwells „1984“ spezielle Kleidung entwickelt.
Das Unternehmen dazu:
BIG BROTHER IS WATCHING.
HACKERS ARE PROWLING.
It’s time to fight back with stealth fashion.
The Affair verkauft Kleidung mit speziellen Taschen aus einem „Tarnkappenstoff, der Sie unverfolgbar und unhackbar macht“. Die Firma behauptet, dieser Stoff kann RFID-, GPS-, WLAN- und Handy-Signale blockieren.
Wie Sie sehen können, sind solche Science-Fiction-Erfindungen mittlerweile wahr geworden. Gut möglich, dass wir bald weitere neue, interessante Kreationen sehen werden. Wir bleiben dran.