Ein Entwickler aus der englischen Stadt Hull, der unter dem Pseudonym DoctorBeet agiert, hat Anfang November bemerkt, dass sein Smart-TV von LG einige Informationen über ihn sammelt. Seine Entdeckung lief ungefähr so ab: DoctorBeet bemerkte, dass sein Fernseher passende Werbung anzeigte, also ging er dem nach. Er fand ein anscheinend „unheimliches“ Firmenvideo, in dem LG angeblich seine Tracking-Fähigkeiten für Werbetreibende anpries, die für solche Dienste bezahlen möchten. Das Video wurde seitdem allerdings gelöscht.
Klar, wenn man nicht für das Produkt bezahlt hat, ist man das Produkt. Das kapieren wir. Wir alle wissen, dass Technologie-Giganten (und bestimmte Regierungen…) unser Verhalten beobachten. Abgesehen von den offensichtlichen ethischen Fragen und Problemen bezüglich der Privatsphäre, die das Tracking des Anwenderverhaltens mit sich bringt, sowie der Tastache, dass die Besitzer des LG Smart-TV definitiv für das Produkt bezahlt haben, hat das eigentliche Problem hier mit einer Funktion zu tun, mit der das Tracking ausgschaltet werden kann. Das scheint kein großes Problem zu sein, bis man bemerkt, dass das Tracking im Standard eingeschaltet ist und – viel problematischer – der Fernseher ganz schlau weiterhin Anwenderdaten sammelt, auch wenn der Nutzer das Tracking ausgeschaltet hat. Richtig gelesen – das „Ausschalten“ der „Collection of watching info“-Funktion scheint nichts zu bewirken.
Zudem ist diese Funktion etwas versteckt. Laut einem Blogeintrag von DoctorBeet, müssen die Anwender im Menü ganz nach unten gehen, um eine Funktion zu finden, die BEHAUPTET, das Tracking auzuschalten. Darüber hinaus haben fast alle Funktionseinstellungen im Menü eine Sprechblase, in der erklärt wird, was die Funktion macht und wie sich die Einstellungen auswirken. So eine Sprechblase gibt es bei der Tracking-Funktion nicht.
Immer wenn ein Anwender den Kanal auf dem LG Smart-TV umschaltet, versendet der Fernseher ein Datenpaket mit Informationen wie der „Analyse der Lieblingsprogramme, des Online-Verhaltens, der Suchbegriffe und anderer Informationen, um passende Werbung für Zielgruppen bieten zu können.“ In dem oben genannten Video wurde dann behauptet, dass „LG Smart Ad Männern tolle Anzüge und Frauen verführerische Kosmetikartikel und Parfums anbieten kann. Zudem bietet LG Smart Ad nützliche und verschiedenartige Berichte zur Werbeleistung, wie sie Live-Werbung nicht bieten kann, um die tatsächliche Werbe-Effektivität bewerten zu können.“ Der Fernseher überträgt diese Informationen als normalen, unverschlüsselten Text. Noch besorgniserregender ist vielleicht die Tatsache, dass DoctorBeet auch festgestellt hat, dass der Fernseher auch Dateinamen von an den Fernseher angeschlossen USB-Sticks übeträgt.
„Es wäre ganz einfach, dadurch Inhalte zu finden, die von File-Sharing-Seiten heruntergeladen wurden, oder nur für Erwachsene geeignet sind“, schreibt DoctorBeet. „Meine Frau erschrak, als sie sah, dass die Namen unserer Kinder übertragen wurden – in Dateinamen eines Weihnachtsvideos, das wir vom USB-Stick angesehen hatten.“ DoctorBeet hat LG kontaktiert und dem Unternehmen das Problem berichtet. Ein Mitarbeiter des englischen LG-Support-Teams hat darauf geantwortet und mehr oder weniger ausgesagt, dass die Anwender dieser Datensammlung zustimmen, wenn Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren.
Was können Sie dagegen machen? Nicht viel. „Ich habe mir die Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht durchgelesen, aber ich weiß eines: Mein Router gehört mir und ich habe die Gewalt über den gesamten Datenverkehr, den ich darüber erlaube – also habe ich eine erste Liste von Internet-Domains zusammengestellt, die Sie blockieren können, um das Spionieren und Werben über Fernseher zu unterbinden, Fernseher, für die wir Kunden ja auch bezahlt haben“, so DoctorBeet weiter. Diese Domains sind folgende: ad.lgappstv.com, yumenetworks.com, smartclip.net, smartclip.com, smartshare.lgtvsdp.com und ibis.lgappstv.com. Die Anwender müssen für das Blockieren der Domains auf die Administrationsoberfläche ihres Routers zugreif