Lassen Sie uns diesen Blog-Beitrag mit zwei Fragen beginnen. Erstens: Vertrauen Sie Ihrer Bank? Und zweitens: Vertrauen Sie Facebook? Wenn Sie diese beiden Fragen nicht mit ein und derselben Antwort beantworten, könnte es zum einen interessant, zum anderen aber auch etwas beunruhigend für Sie sein zu hören, dass Facebook eine Partnerschaft mit Banken anstrebt, damit Facebook-Messenger zu einer Art Schnittstelle zwischen Benutzer und Bank werden kann.
Facebook als Bankier: Wie soll das funktionieren?
Wenn sich Banken, die mit Facebook eine Partnerschaft geschlossen haben, oder Facebook selbst dazu äußern, klingt die Idee recht attraktiv: In Ihren Facebook-Messenger-Kontakten wird ein mit künstlicher Intelligenz getränkter Chat-Bot auftauchen, um Fragen wie „Wie lautet mein Kontostand?“ oder „Habe ich ausstehende Transaktionen?“ zu beantworten. Darüber hinaus übernimmt er das das Senden von Betrugswarnungen und von Informationen zu Transaktionen. Das sind die Fragen, die Banken tagtäglich mit am häufigsten beantworten müssen. Wenn sie in Zukunft aber von einem Chat-Bot anstelle eines Supportteams beantwortet werden, kann Ihnen viel Zeit und Banken viel Geld erspart werden.
#Facebook möchte in Zukunft Ihr Finanzdienstleister sein und Zugriff auf Ihre Bankdaten erhalten. Aber möchten Sie das überhaupt?
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American Express verfügt bereits über einen Chat-Bot im Facebook Messenger, der genau so funktioniert. Und Facebook hat mit mehr Banken, wie JP Morgan Chase, Wells Fargo, Citigroup, US Bancorp und anderen Verhandlungen geführt, um noch weitere Partnerschaften einzugehen. Vielleicht kann Facebook sogar noch einen Schritt weiter gehen und versuchen, einen PayPal-ähnlichen digitalen Finanzdienst zu erstellen, der auf der Plattform einer dieser Banken basiert. In einigen Ländern wurden sogar bereits Peer-to-Peer-Geldüberweisungen per Messenger implementiert.
Tatsächlich sind auch Banken an diesem Schritt interessiert; Sie haben sich immer wieder darum bemüht, eine Verbindung zu jüngeren Generationen zu schaffen, deren Leben sich größtenteils im Facebook Messenger, bei WhatsApp und dergleichen abspielt. Facebook bietet Banken auf diesem Weg die Möglichkeit, ihren bisherigen Rückstand aufzuholen. Für die Nutzer könnte diese Chance allerdings mit einem hohen Preis verbunden sein: ihrer Privatsphäre.
Vertrauensfrage
Um Ihre Fragen zu beantworten: Ein Chat-Bot – in diesem Fall also Facebook – benötigt Zugang zu Ihren Finanzinformationen. Wie auch sonst könnte er Ihnen Ihren Kontostand verraten?
2018 ist für Facebook offenbar nicht gerade das Jahr, in dem die Social-Media-Plattform lernt, die Privatsphäre ihrer Nutzer zu respektieren und zu schützen. Und nur wenige würden behaupten, dass der Social-Media-Riese es geschafft hat, seine bestehenden Probleme aus der Welt zu schaffen.
Erinnern Sie sich noch an den Cambridge-Analytica-Vorfall, als das Drittanbieter-Analyseunternehmen die Informationen von etwa 50 Millionen Facebook-Nutzern missbrauchte? Auch Facebook erinnert sich daran und behauptet, dass keine finanziellen Informationen der Nutzer mit anderen Parteien geteilt werden; aber das Vertrauen der Nutzer in Facebook, das bereits vor dem Vorfall relativ gering war, sank noch weiter, nachdem der Vorfall an die Öffentlichkeit gelangte. Ein Großteil der Nutzer wird wahrscheinlich nicht allzu bemüht darum sein, finanzielle Daten direkt an Mark Zuckerberg und Co. weiterzugeben.
Wenn Sie einen Facebook-Account haben, ist der Tech-Riese vermutlich im Besitz von weitaus mehr Informationen über Sie, als Ihnen lieb ist. Und ausgerechnet das Hinzufügen von Finanzinformationen scheint zuviel des Guten.
Ist es sicher, Facebook für Bankingzwecke zu nutzen?
Aber selbst, wenn Sie den Vertrauensaspekt ignorieren, gibt es noch eine Reihe anderer Probleme, die auf Nutzer zukommen würden. Dabei ist das Hauptproblem das erhöhte Potenzial von Betrugsfällen und anderen Arten von Cybercrime.
Über ein Konto, das mit Ihrem Facebook-Messenger-Account verknüpft ist, könnte ein Krimineller, der Zugriff auf das Konto erhalten hat, unverzüglich das gesamte Geld auf einen Geldwäscherei-Account von Facebook überweisen und kassieren.
Oder sie könnten den gestohlenen Account dazu nutzen, um Ihre Freunde via Facebook nach Geld zu fragen. Messenger macht es so einfach, Geld zu überweisen, dass vermutlich mehr als ein Nutzer darauf hereinfallen würde. Diese Art von Betrug ist bei Cyberkriminellen bereits sehr beliebt, aber die Verbindung von Messenger mit Finanzkonten würde wahrscheinlich zu einer steigenden Beliebtheit führen. Die Liste der möglichen Betrügereien ist endlos.
Hier ein weiteres Szenario: Cyberkriminelle können gefälschte Accounts verwenden, um vorzutäuschen, der Kundendienst einer Bank zu sein, der Sie über einen Betrug informiert und Sie dazu überredet, Ihre Bankdaten auf einer Phishing-Seite einzugeben. Oder sie könnten Ihnen unzählige gefälschte Betrugswarnungen zukommen lassen, sodass Sie ihnen nach geraumer Zeit keine Aufmerksamkeit mehr schenken und eine echte Warnung übersehen.
Mit ein wenig Phantasie gibt es endlose Betrugsmethoden, die das bevorstehende Feature von Messenger (als Schnittstelle zwischen Ihnen und Ihrer Bank zu fungieren) mit sich bringt – die hier genannten sind lediglich die Spitze des Eisbergs.
Wenn, dann richtig
Zunächst zwingt Sie niemand dazu, Ihr Bankkonto mit Facebook zu verknüpfen – die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Natürlich wirft die Kombination „Facebook und Kontoinformationen“ Bedenken bezüglich der Privatsphäre auf, aber in Sachen Sicherheit steht es gar nicht mal so schlecht für Nutzer. Haben Sie schon einmal gehört, dass Facebook gehackt wurde und auf diese Weise Informationen geleakt wurden? Nein? Das liegt daran, dass Facebook ein sehr gutes Sicherheitsteam hinter sich hat, das sich wirklich darum kümmert, Ihr Konto zu schützen. Zum Beispiel ermöglicht Ihnen Facebook die Verwendung von YubiKey für die Zwei-Faktor-Authentifizierung, die heutzutage als die sicherste Methode zur Implementierung von 2FA gilt.
Wenn Facebook also sein Versprechen hält, Ihre Bankdaten nicht an Dritte weiterzugeben, können Sie diesen Service als relativ sicher betrachten – solange Sie Ihr Konto richtig eingerichtet haben. Sollten Sie Facebook nutzen, empfehlen wir Ihnen unsere Beiträge zum Thema Sicherheitseinstellungen bei Facebook zu lesen.