Was ist Google Ad Topics und wie kann ich es deaktivieren

Wir erklären, was Google Ad Topics ist, wie es funktioniert und wie es sich deaktivieren lässt. Nebenbei gehen wir auf die verwandten Themen Google FLoC, Privacy Sandbox und die Verwendung von Drittanbieter-Cookies ein.

Google plant innerhalb eines Jahres die Unterstützung sogenannter Drittanbieter-Cookies, einer Technologie, die Werbetreibende seit Jahrzehnten zur Nachverfolgung von Benutzern verwenden, in seinem Chrome-Browser einzustellen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Nachverfolgung mehr geben wird. Es wäre seltsam, wenn der Technologieriese, dessen Einnahmen hauptsächlich aus Online-Werbung stammen, freiwillig auf die Erfassung von Benutzerdaten verzichten würde. Stattdessen werden Cookies von Drittanbietern durch eine neue Technologie ersetzt – Google Ad Topics. Tatsächlich ist Google Ad Topics bereits da: Das Unternehmen hat es diesen Sommer in den Chrome-Browser integriert und vor kurzem damit begonnen, es auch im Betriebssystem Android einzuführen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Ad Topics funktioniert, wo in den Chrome- und Android-Einstellungen Sie es deaktivieren können und was Sie sonst noch tun können, um dem Tracking durch Online-Werbetreibende zu entgehen.

Eine kleine Geschichte: Google Privacy Sandbox und FLoC

Lassen Sie uns zunächst etwas zurückgehen zur Google Privacy Sandbox. So nennt Google die gesamte Initiative, Cookies von Drittanbietern zu unterdrücken und sie durch andere Technologien für zielgerichtete Werbung zu ersetzen. Google hat bereits im August 2019 erstmals diese Initiative angesprochen. Wie Sie sehen, haben sie vier Jahre gebraucht, um spezifische Lösungen für die schrittweise Abschaffung von Cookies zu entwickeln.

Ziel dieser Initiative ist es einerseits, Technologien zu unterbinden, die allgemein als Verletzung der Privatsphäre angesehen werden. Auf der anderen Seite sucht Google nach einer Möglichkeit, den Nutzern weiterhin personalisierte Anzeigen zu präsentieren und dabei den Wettbewerbsvorteil zu wahren, der Google zu einem Internetgiganten gemacht hat.

Wenn Sie sich den Wikipedia-Artikel über Privacy Sandbox ansehen, finden Sie eine lange Liste von in Frage kommenden Technologien, mit denen Google beabsichtigte, Cookies von Drittanbietern zu unterbinden. Im Jahr 2021 etablierte sich jedoch eine Technologie namens Google FLoC als Hauptkandidat. Lassen Sie uns darauf genauer eingehen.

Was ist Google FLoC?

FLoC (Federated Learning of Cohorts) war eine Technologie, die von Google in die Diskussion eingebracht wurde, um die Herangehensweise an zielgerichtete Online-Werbung zu ändern – sie privater zu machen. Anstatt Daten über das Verhalten einzelner Nutzer zu verwenden, um Anzeigen zu personalisieren, hat FLoC Nutzer mit ähnlichen Interessen – d. h. einem ähnlichen Browserverlauf – in „Kohorten“ zusammengefasst. Anschließend wurde diesen Kohorten eine eindeutige Kennung zugewiesen, die Werbetreibende für die gezielte Platzierung von Anzeigen verwenden konnten.

Einer der Hauptvorteile in Bezug auf die Privatsphäre der Nutzer bestand darin, dass FLoC keine Informationen über die Aktivitäten der Nutzer an die Server von Google sendete, sondern die Daten lokal verarbeitete – direkt auf dem Gerät des Benutzers.

Dabei ist zu erwähnen, dass FLoC trotz des Namens kein föderales Lernen verwendet hat. Die Verwendung war ursprünglich geplant, aber es stellte sich heraus, dass lokales Computing ausreichte.

Was ist föderales Lernen? Dabei handelt es sich um eine Variante des maschinellen Lernens – eine Alternative zum zentralisierten Lernansatz. Beim zentralisierten Lernen werden Daten von allen Geräten auf einen zentralen Server hochgeladen, auf dem das KI-Modell trainiert wird. Beim föderalen Lernen werden Daten nicht an einen zentralen Server gesendet, sondern lokale Modelle werden mit lokalen Daten direkt auf den Geräten trainiert. Diese Geräte tauschen dann die Trainingsergebnisse und nicht die Nutzerdaten selbst mit dem Server aus. Basierend auf den Ergebnissen dieses lokalen Trainings wird ein globales KI-Modell erstellt – so trainieren sich die lokalen KI-Modelle und das globale KI-Modell gegenseitig. All das geschieht, damit Nutzerdaten nicht mehr zentral gespeichert werden müssen.

Wie so oft bei Versuchen, etwas einzuführen, wovon man selbst am meisten profitiert, wurde die Technik von beiden Seiten kritisiert. Obwohl Google behauptet, dass FLoC zu 95 % so effektiv ist wie Cookies von Drittanbietern, waren Werbetreibende mit der Leistung der Technologie nicht zufrieden.

Datenschützer wiederum waren äußerst unzufrieden darüber, dass FLoC nicht angemessen auf die Datenschutzbedenken der Nutzer einging – und auch, dass Millionen von Chrome-Nutzern ohne deren Zustimmung in die Tests von FLoC einbezogen wurden. Das größte Datenschutzproblem in Bezug auf Google FLoC waren jedoch die hochpräzisen Methoden zur Kategorisierung von Nutzern – die mögliche Anzahl von Kohorten überstieg 30.000 –, die zu viel Spielraum ließen, um Nutzer zu tracken.

Ein erheblicher Teil der Internetindustrie ging schnell gegen Google FLoC auf die Barrikaden, darunter alle Entwickler von Chromium-basierten Browsern, die sich weigerten, FLoC in ihre Produkte aufzunehmen, und Amazon, das FLoC auf allen seinen Websites deaktivierte. Daher beschloss Google, nur wenige Monate nach Beginn der FLoC-Tests, das Projekt auf Eis zu legen. Bereits Anfang 2022 gaben sie offiziell bekannt, dass sie FLoC zugunsten einer anderen Technologie aufgeben würden – Topics API.

Was ist Google Ad Topics (Topics API)

Google Ad Topics (auch bekannt als Topics API) ist eine Technologie, mit der Google Drittanbieter-Cookies für zielgerichtete Werbung ersetzen will. Ad Topics funktioniert ähnlich wie FLoC: Es stützt sich auch auf den Browserverlauf (im Fall von Chrome) oder die App-Nutzung (im Fall von Android), wobei ein lokal arbeitender Algorithmus versucht, die Interessen der Nutzer zu ermitteln.

Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede: Während FLoC Nutzer mit ähnlichen Interessen in Kohorten mit eindeutigen Identifikatoren zusammenfasst, erstellt die Topics API nur eine Liste von Dingen, die den Nutzer interessieren – d. h. „Themen“.

Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels gab es 629 solcher Themen, aber diese Liste wird ständig aktualisiert, sodass ihre Zahl weiter steigen wird. In Google Ad Topics ist jede Webseite im Internet einem bestimmten Thema zugeordnet. Der Algorithmus aktualisiert ständig die Liste der Google-Themen , die dem Nutzer basierend auf den zuletzt besuchten Webseiten zugewiesen wurden. Und so funktioniert das:

  • Jede Woche werden dem Nutzer fünf Themen zugewiesen, basierend auf den Webseiten, die er in dieser Woche am häufigsten besucht hat.
  • Für die letzten drei Wochen werden drei Listen mit jeweils fünf Themen erstellt.
  • Eine Webseite, die Anzeigen für diesen Nutzer einblenden möchte, fordert die Themen an, die diesem Nutzer über die Topics API zugewiesen wurden. Der Algorithmus wählt nach dem Zufallsprinzip ein Thema aus jeder der drei Listen aus und stellt der Webseite diese drei Themen zur Verfügung, damit diese zielgerichtete Anzeigen schalten kann.
  • Die dem Nutzer zugewiesenen Themen werden nicht länger als drei Wochen gespeichert. Ältere Themen werden gelöscht und jede Woche wird eine Liste mit fünf neuen Themen erstellt.

Da die Themenauswahl zufällig erfolgt, entsteht der Eindruck, dass die Identifizierung eines bestimmten Nutzers oder sogar einer engen Nutzergruppe anhand solcher Informationen nicht ohne Weiteres möglich ist. Trotzdem ist selbst sanftes und zurückhaltendes Tracking immer noch Tracking und gezielte Werbung nicht jedermanns Geschmack. Die gute Nachricht ist, dass Sie bei Google Ad Topics nicht nur manuell konfigurieren, sondern auch vollständig deaktivieren können. Aus Datenschutzgründen empfehlen wir, dies auch zu tun.

So deaktivieren Sie die Google Ad Topics im Chrome-Browser

Um die Datenerfassung durch Google Ad Topics zu deaktivieren, gehen Sie in den Chrome-Einstellungen zu Einstellungen → Datenschutz und Sicherheit → Anzeigen-Datenschutz. Unser Hauptinteresse gilt auf dieser Registerkarte der ersten Option Ad Topics. Klicken Sie auf diese Option und deaktivieren Sie den Schalter im sich öffnenden Fenster.

So deaktivieren Sie Google Ad Topics im Chrome-Browser

Wo Sie Google Ad Topics in den Chrome-Einstellungen ändern können

 

Alternativ können Sie direkt zu den Einstellungen für Google Ad Topics wechseln, indem Sie den folgenden Pfad in die Adressleiste von Chrome eingeben:

chrome://settings/adPrivacy/interests

Während Sie sich in diesem Teil der Browsereinstellungen befinden, kann es nicht schaden, zwei weitere Optionen auf der Registerkarte Anzeigen-Datenschutz zu deaktivieren: Von Websites vorgeschlagene Anzeigen und Anzeigenmessung. Fertig! Sie haben Google Ad Topics erfolgreich im Chrome-Browser deaktiviert.

Hinweis! Die Chrome-Einstellungen sind für jedes Benutzerprofil spezifisch. Wenn Sie Chrome mit mehreren Google-Konten auf demselben Computer verwenden, müssen Sie Ad Topics für jedes Konto separat deaktivieren. Gehen Sie alle Ihre Chrome-Profile durch und wiederholen Sie die oben genannten Schritte.

So deaktivieren Sie Google Ad Topics im Betriebssystem Android

Die Deaktivierung von Google Ad Topics im Betriebssystem Android muss direkt in den Einstellungen Ihres Smartphones erfolgen. Gehen Sie dazu zu Einstellungen → Google → Werbung → Anzeigen-Datenschutz → Ad Topics und deaktivieren Sie den Schalter im angezeigten Fenster.

So deaktivieren Sie Google Ad Topics in den Einstellungen von Android

Wo kann ich Google Ad Topics in den Android-Einstellungen deaktivieren?

 

Und wenn Sie schon dabei sind, Ihre Datenschutzeinstellungen anzupassen, gehen Sie zurück zu Einstellungen → Google → Werbung → Anzeigen-Datenschutz und deaktivieren Sie Von Apps vorgeschlagene Anzeigen und Anzeigenmessung. Gehen Sie nun einen Schritt zurück zu Einstellungen → Google → Werbung und klicken Sie auf Werbe-ID löschen.

Bitte beachten Sie, dass diese Anleitung für die Standardversion von Android gilt. Je nach Hersteller, Smartphone-Modell und Firmware-Version können die Bezeichnungen der Einstellungen und Pfade geringfügig abweichen. Wenn Sie sie mithilfe dieser Anleitung nicht finden können, verwenden Sie die Suche in den Android-Einstellungen.

Hinweis! Wenn Sie Google Ad Topics auf Android deaktivieren und dann eine Benachrichtigung über „neue Datenschutzfunktionen für Anzeigen“ erhalten, wird Google Ad Topics möglicherweise automatisch wieder aktiviert. In diesem Fall sollten Sie in den Einstellungen Ihres Smartphones sicherstellen, dass es weiterhin deaktiviert ist.

So deaktivieren Sie personalisierte Werbung in den Einstellungen des Google-Kontos

Auch wenn Sie Ihre Datenschutz- und Anzeigeneinstellungen anpassen, lohnt es sich noch, die personalisierte Werbung für Ihr Google-Konto zu deaktivieren.

Rufen Sie dazu die Seite Mein Anzeigen-Center von Google auf. Wenn Sie die personalisierte Werbung in Google noch nicht deaktiviert haben, ist diese Seite voll bunter Kacheln für Kategorien und Marken. Sie können sich hier lange aufhalten und auswählen, welche Art von Werbung Sie sehen möchten.

Google Mein Anzeigen-Center, wo Sie die personalisierte Anzeigen verwalten können

Google Mein Anzeigen-Center, wo Sie die personalisierte Anzeigen verwalten können

 

Aber lassen Sie sich nicht von hübscher Werbung ablenken – anstatt hier etwas auszuwählen, ist es am besten, einfach alles zu deaktivieren. Suchen Sie hier nach dem kleinen Schalter oben rechts mit der Aufschrift Personalisierte Anzeigen – setzen Sie ihn auf Aus.

So deaktivieren Sie personalisierte Anzeigen unter Mein Anzeigen-Center von Google

So deaktivieren Sie personalisierte Anzeigen unter Mein Anzeigen-Center von Google

 

Hinweis! Diese Einstellung gilt auch für jedes Google-Konto. Wenn Sie mehrere Konten verwenden, müssen Sie die personalisierten Anzeigen daher für jedes Konto separat deaktivieren.

Geschafft? Herzlichen Glückwunsch! Sie haben jetzt alle verfügbaren Einstellungen verwendet, um sich die unnötige Aufmerksamkeit sowohl von Google als auch von Werbetreibenden vom Hals zu schaffen.

Mehr Privatsphäre

Aber warum sollten Sie sich auf die Anti-Tracking-Optionen beschränken, die Google in den Einstellungen seiner Produkte und Dienste bereitstellt? Es ist ratsam, die Erfassung von Daten durch zusätzliche Methoden zu unterbinden. Insbesondere empfehlen wir die Funktion Privates Browsen, die in all unseren kostenpflichtigen Abonnements verfügbar ist — Kaspersky Standard, Kaspersky Plus und Kaspersky Premium.

Tipps