Browser-Lesezeichen, der grenzenlose Gmail-Posteingang, die allgegenwärtige Wikipedia und das effektive Backup von iOS-Geräten in der iCloud – da kann man leicht denken, dass Online-Daten sicher und für alle Ewigkeit gespeichert sind. Leider stimmt das nicht immer. Daher unser Rat: Lege ein Backup deiner wichtigen Daten an und schütze die Daten vor Ransomware und Spyware. In diesem Artikel sehen wir uns alles rund um Backups genau an.
Neun schreckliche Szenarien
Wir könnten ein ganzes Buch damit füllen, wie Online-Daten verschwinden oder auf andere Weise unzugänglich werden können. Es reichen aber schon einige realistische Fälle, um die vielfältigen Möglichkeiten eines Datenverlusts zu demonstrieren:
- Beginnen wir mit einer Koch-Website, auf der du deine Lieblingsrezepte als Lesezeichen speicherst. Dann wird die Website neu gestaltet, die Artikel erhalten andere Adressen und deine Links sind für immer verschwunden.
- Du verwendest einen Musik-Streaming-Dienst. Aufgrund von Urheberrechtsproblemen werden immer wieder Titel aus deiner Playlist entfernt.
- Du chattest in einem Messenger mit Freunden und denkst, dass der Chat-Verlauf für immer gespeichert bleibt. Eines schönen Tages wird der Dienst jedoch eingestellt und dein Verlauf ist futsch.
- Du erstellst eine Bibliographie für eine Abschluss- oder Forschungsarbeit. Aber einige der zitierten Artikel befinden sich auf Websites, die später geschlossen werden oder hinter einer Paywall
- Du verwendest eine kostenlose Notizen-App, die plötzlich kostenpflichtig oder geschlossen
- Du hast auf einer Behörden-Website einen praktischen Leitfaden für Steuern und Sozialleistungen gefunden und den Link gespeichert. Nach einiger Zeit ist dieser jedoch nicht mehr verfügbar.
- Du speicherst deine Fotos und Videos in einem Online-Fotoalbum. Der Anbieter beschließt aber, die Bildauflösung zu reduzieren. Dadurch werden der Hintergrund von Videos und die Texte auf Screenshots unscharf.
- Du betreibst eine Website, und der Hosting-Provider verliert bei einem Cyberangriff deine gesamten Daten.
- Du hast bei Social Media einen Beitrag gelikt oder gepostet, kannst ihn aber einige Monate später nicht mehr finden. Möglicherweise wurde er nicht einmal gelöscht – du hast nur keine Möglichkeit, danach zu suchen.
Der Verlust von Online-Inhalten lässt sich in zwei Arten einteilen: 1. Du kannst Informationen, die früher öffentlich zugänglich waren, nicht mehr finden. 2. Du verlierst deine eigenen Daten, z. B. Notizen, Fotos oder Dokumente.
Die erste Art des Datenverlusts hat globale Ausmaße: Einer aktuellen Studie zufolge führten 38 % der Links, die im Jahr 2013 aktiv waren, zehn Jahre später einfach ins Nichts. Bei behördlichen Websites sind es 13 % und für Wikipedia-Links 11 %. In einem kürzlich erschienenen Bericht über das chinesische Internet heißt es, dass viele Webseiten, die vor 2004 veröffentlicht wurden, nicht mehr zu finden sind, da die Website-Besitzer alte Inhalte aktiv bereinigen. Ironie des Schicksals – auch die Beiträge eines chinesischen Bloggers, der genau darüber berichtete, wurden gelöscht.
Der Verlust persönlicher vertraulicher Daten kommt seltener vor, ist aber meist ziemlich hart. Daher sollte das Backup dieser Daten Priorität haben.
Was solltest du sichern? Und wie?
Erstelle zunächst eine Liste mit allen wichtigen Daten. Überlege genau, welche digitalen Daten für dich wirklich wichtig sind und wo sie gespeichert sind. Familienfotos? Eine Aufstellung deiner Haushaltskosten? Deine Doktorarbeit? Designideen für deine zukünftige Wohnung? Persönliche Notizen? Tracks von allen deinen Läufen? Sortiere alle Einträge nach Priorität. Und los geht’s mit dem Backup. Beginne mit den wichtigsten Daten und arbeite dich durch die Liste. Je nach Art der Informationen gibt es mehrere Backup-Optionen.
Dateien auf ein Laufwerk herunterladen
Dies ist die einfachste Backup-Methode für Fotos, Dokumente und andere Dateien, die online gespeichert sind und sich problemlos auf einem Computer öffnen lassen. Bei Webseiten ist dies etwas schwieriger, aber trotzdem machbar – du kannst beispielsweise die Option „Als PDF speichern“ verwenden. Unser Tipp: Richte auf deinem Computer ein einheitliches Speichersystem ein, damit du die Dateien später leicht finden kannst. Wenn das Datenvolumen zu groß ist, kannst du einen Wechseldatenträger verwenden oder zu Hause ein Network Attached Storage (NAS) einrichten. Um deine Daten vor Ransomware und Spyware zu schützen, verwende bewährte Sicherheitssoftware, wie z. B. Kaspersky Premium. Um auch bei Geräteausfällen auf der sicheren Seite zu sein, kannst du auf deinem Computer oder NAS-Gerät ein RAID-Array für Laufwerke einrichten (die einfachste, zuverlässigste, aber teurere Option ist RAID 1).
Daten von Online-Diensten exportieren
Online-Apps und Online-Dienste, deren Daten keine üblichen Formate haben (Messenger, E-Mail-Clients, Datenbanken, Notizen-Apps), bieten oft die Möglichkeit, Daten zu exportieren, eine Archivdatei oder ein Backup zu erstellen. In der jeweiligen Hilfe erfährst du, welche Einstellungen es gibt, wie der Export funktioniert und welche Formate verfügbar sind.
Normalerweise werden gängige Formate wie HTML, PDF, TXT oder CSV angeboten. In diesem Fall können exportierte Daten problemlos und ohne spezielle Software angezeigt und anschließend in einen anderen Dienst migriert werden. Am Ende dieses Artikels findest du Links zu Backup-Anleitungen für einige populäre Online-Services.
Manchmal ist die exportierte Datei jedoch wie eine Blackbox. Sie enthält zwar ein Backup, die Datenwiederherstellung ist aber nur innerhalb desselben Dienstes möglich. Ein Beispiel sind WhatsApp-Backups, die auf Google Drive oder iCloud gespeichert werden.
Spezielle Software verwenden
Einige Online-Dienste haben überhaupt keine Export- oder Backup-Optionen – dies ist häufig bei sozialen Netzwerken und Streaming-Diensten der Fall. Dann lohnt es sich, nach einem speziellen Export-Tool oder Online-Service zu suchen. Such einfach nach dem Namen des Dienstes und den Begriffen export oder backup. Zwei wichtige Warnungen, bevor du etwas herunterlädst: 1. Installiere unbedingt einen zuverlässigen Schutz auf deinem Computer, um zu vermeiden, dass du nicht Malware statt eines nützlichen Tools erhältst. 2. Stelle sicher, dass das Exportverfahren nicht gegen die lokale Gesetzgebung oder Urheberrechte verstößt.
Backups bei einem anderen Online-Dienst speichern
Für wichtige Webseiten kannst du Backups bei speziellen Diensten erstellen. Pocket eignet sich beispielsweise hervorragend für den privaten Gebrauch – die Premium-Version speichert nicht nur einen Link zum Dokument, sondern auch eine Volltextkopie des Dokuments. Zur öffentlichen Verwendung können Kopien von Webseiten in Internetarchiven wie web.archive.org oder archive.is gespeichert werden. Über diese Dienste schreiben wir bald einen extra Artikel.
Backups gleichzeitig bei mehreren Online-Diensten speichern
Diese Methode bietet auch dann Sicherheit, wenn Dienste eingestellt werden oder wenn die Technik versagen sollte. Du kannst diese Variante auch mit dem ersten Tipp von oben kombinieren, indem du deine Dateien herunterlädst und sie beispielsweise in einem lokalen Dropbox-Ordner auf deinem eigenen Laufwerk ablegst, der automatisch mit der Cloud synchronisiert wird. Auf diese Weise erhält die Datei sowohl Offline- als auch Cloud-Backups. Es mag paranoid klingen, Kopien eines Dokuments beispielsweise bei OneDrive und Google Drive zu speichern. Dafür ist diese Methode aber wirklich zuverlässig.
Automatische Backups bei einem anderen Dienst einrichten
Dies ist die beste Lösung der Online-Archivierung, da sich eine manuelle Aktualisierung der Backups erübrigt. Du kannst eine Aufgabe einrichten, um deine Dateien regelmäßig von einem Ordner in einen anderen zu kopieren. Dann werden die Dateien auf deinem Heimserver und im Cloud-Speicher dupliziert. Einige Notizen-Dienste verfügen über zusätzliche Synchronisierungsmodule, mit denen du beispielsweise folgende Vorgänge automatisieren kannst: für neue Aufgaben, die in Todoist erscheinen, eine Notiz in Joplin oder Obsidian erstellen, Filme, die auf IMDb als „Favoriten“ markiert werden, zu separaten Notizen hinzufügen, oder in Pocket gespeicherte Artikel nach Evernote kopieren. Viele solcher Szenarien lassen sich durch vorgefertigte Lösungen in plattformübergreifende Automatisierungstools wie IFTTT und Zapier implementieren.
Gesetzlich abgesicherte Datenmigration
In einigen Ländern und Regionen ist das Recht, seine Daten herunterzuladen und in einen anderen Dienst zu übertragen, gesetzlich verankert (Stichwort „Datenübertragbarkeit“): Dazu gehören die Europäische Union, Indien, Brasilien und der US-Bundesstaat Kalifornien. Wenn es bei deinem Online-Dienst keine Export- oder Backup-Optionen gibt, kannst du dich an den Support wenden, auf das entsprechende Gesetz verweisen und eine Kopie deiner Daten anfordern.
Wichtig! Sichere deine Online-Daten regelmäßig – mindestens einmal pro Monat.
So sicherst du Daten von bestimmten Online-Diensten
Die Empfehlungen variieren je nach Dienst und Datentyp. Dazu haben wir eine ganze Reihe von Artikeln, die du über den Tag Backup findest. Die Liste wird regelmäßig aktualisiert und ergänzt. Im Moment kannst du dich über Backups für die folgenden Dienste und Apps informieren:
- Notion
- Telegram
- Authenticator-Apps für die Zwei-Faktor-Authentifizierung
- Andere Dienste
Und vergiss nicht, deine Backups gut zu schützen!