Da jetzt selbst Kaffeemaschinen mit WLAN verbunden sind, waren intelligente Sextoys nur eine Frage der Zeit. Man dachte schon vor langer Zeit in diese Richtung: 1975 bat der amerikanische Pionier in Informationstechnik, Philosoph und Soziologe Ted Nelson der Welt einen neuen Begriff: Teledildonics. Das Wort bezeichnet eine Technologie, die Paaren hilft, sich sehr nahe zu fühlen, egal wie weit sie in Wahrheit getrennt sind.
Hackers can spy on you through your vibrator: https://t.co/7m2mt8FArF pic.twitter.com/KQN5kUT1PW
— The Daily Dot (@dailydot) August 9, 2016
Also wie kann man ein Tool so einfach und effizient, und gleichzeitig einen Vibrator „neu und verbessert“ gestalten? Mit coolen Funktionen aus der Gadget-Welt natürlich. Heute kann man Textoys, die mit erotischen e-Books synchronisiert sind, Toys mit Remote-Funktionen, und selbst mit eingebauter Selfie-Kamera … und, nun, viele andere interessante Geräte kaufen.
Es gibt auch Vibratoren für Pärchen: Z. B. ist der We-Vibe 4 Plus seit zwei Jahren auf dem Markt — obwohl er kürzlich zu einem aktuellen Thema wurde. Das ist die Geschichte von Entwicklern von sehr intimer Ware, die die Privatsphäre ihrer Kunden nicht achten.
Was ist passiert?
Das Unternehmen, das den We-Vibe 4 Plus produzierte, heißt Standard Innovation. Es behauptet, dass das Gerät die Nummer Eins der Pärchenvibratoren weltweit ist. Im Vergleich zum Basismodell, dem We-Vibe 4, unterstützt die Plus-Version eine Fernsteuerung über eine mobile Anwendung, die auf den Telefonen beider Partner installiert werden kann. User können „Playlists“ erstellen — Sequenzen, die Vibrationsintensivität und Frequenz umfasst.
Bis dahin alles gut und schön. Aber der Teufel steckt im Detail: Die gleiche App, die den Ablauf Ihres Sexlebens speichert, teilt auch intime Daten mit dem Entwickler.
Zwei Hacker aus Neuseeland mit den Namen @goldfisk und @rancidbacon untersuchten das Gerät und präsentierten ihre Ergebnisse auf der Konferenz DEF CON 2016 in Las Vegas. Sie entdeckten Schwachstellen in der Anwendung. U. a . können Kriminelle den Vibrator hacken und ihn aktivieren. Das hört sich vielleicht nicht so gefährlich wie ein Hackerangriff auf Chemiefabrik oder ein Atomkraftwerk an, aber allein die Vorstellung ist erschreckend.
@RancidBacon auf DEF CON: „Ungewollte Aktivierung eines Vibrators ist eine potentielle sexuelle Nötigung“.
Stellen Sie sich nur mal vor: Zwei Millionen Menschen besitzen We-Vibe 4 Plus-Geräte und jedes von ihnen ist ein Risiko.
Der Hackingangriff ist bis jetzt nur Theorie. Aber den Entwickler, der Daten zur Gerätetemperatur und unterschiedliche Vibrationen betrachtet – den gibt es wirklich. Dadurch können Angestellte des Unternehmens einfach herausfinden, wann und wie oft Personen ihre Vibratoren verwenden, und selbst welchen Modus sie verwenden – das weit verbreitete „Echo,“ der „Cha-Cha-Cha“ oder eine personalisierte Playlist.
Der Präsident von Standard Innovation, Frank Ferrari, sagte gegenüber Fusion, dass das Unternehmen Daten sammelt, um seine Geräte zu verbessern, und zu verstehen, wie Kunden sie nutzen. Also: Zwei Jahre lang nahmen Nutzer von We-Vibe 4 Plus unfreiwillig an einer Art Erotikshow für einen engen Kreis von Personen teil — Angestellte von Standard Innovation.
We Vibe is collecting realtime about vibrator intensity by JSON callbacks to the server #defcon pic.twitter.com/XJU4NQPbrg
— 0x0i5 (@0x0i5) August 5, 2016
Die Konditionen von We-Connect sind recht vage und erklären nicht, welche Daten von der App gesammelt werden und für welchen Zweck. Gleichzeitig behält sich das Unternehmen das Recht vor, die Informationen mit der Rechtsverfolgung zu teilen, wenn dies gefordert wird. Dieser Punkt ist sehr wichtig, da in einigen Ländern Selbstbefriedigung illegal ist.
Tipps und Schlussfolgerung
Das Internet der Dinge ist generell, und besonders Teledildonics sind eine sehr junge Industrie. Entwickler von intelligenten Geräten heben „coole und neue Funktionen“ hervor, wobei die Sicherheit der Nutzer recht weit unten auf ihrer Prioritätenliste steht. Darum raten wir zur Vorsicht, wenn es um Sextoys geht. Muss Ihr Vibrator wirklich mit dem Internet verbunden sein?
Warum verbundene #Vibratoren schädlich sind
Tweet
Wenn nicht, kaufen Sie einen anderen. Aber wenn Sie bereits zu den „glücklichen“ Besitzern von We-Vibe 4 Plus gehören, müssen Sie ihn nicht gleich wegwerfen, nur weil der Entwickler seine Nase zu sehr in Ihr Vergnügen steckt. Stattdessen können Sie den Flugzeugmodus Ihres Handys aktivieren, wenn Sie das Toy verwenden – obwohl Sie dann die Fernsteuerung vergessen können.