Öffentliches Bewusstsein zu – und Vorsicht mit – Onlinedatenschutz wächst noch immer. Das sollte nicht überraschen: Heute betreffen allgegenwärtige Cyberangriffe jeden. In diesem Artikel, dem letzten in unserer Reihe zu digitalem Marketing (lesen Sie Teil 1 und Teil zwei für weitere Informationen), erklärten wir kurz einige Tools, mit denen Vermarkter recht viel von unseren Onlineaktivitäten nachverfolgen.
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Sie haben Cookies
Viele von Ihnen werden von Web-Cookies gehört haben: kleine Textdateien, die die von Ihnen besuchten Webseiten auf Ihrem Computer speichern. Mit Web-Cookies kann eine Webseite Ihre Onlineaktivität verfolgen, wissen, wie lange Sie auf einer Webseite gewesen sind, Ihre Sitzung weiterführen, die Sprache speichern, die Sie zur Anzeige oder für andere Anpassungen wählen, usw.
Wenn der Server der Seite, die Sie besuchen, ein Cookie mit dem Namen First Party setzt, geschieht dies in den meisten Fällen nur aus analytischen oder funktionellen Zwecken. Diese Art von Cookie ist oft unentbehrlich und ohne es würde die Seite nur eingeschränkt funktionieren.
Andererseits können Cookies von Drittanbietern, d. h. Cookies von Unternehmen, deren Seiten Sie nicht besuchen, eine Bedrohung für Ihren Onlinedatenschutz darstellen. Es ist einfach nachzuvollziehen, welchen Reiz diese Dateien für Webvermarkter darstellen, die Ihre Aktivitäten über verschiedene Webseiten verfolgen. Wir raten Ihnen daher, die prominentesten Vermarkter von Ihrem Computer fernzuhalten, indem Sie Drittanbieter-Cookies deaktivieren in Ihren Browsereinstellungen aktivieren.
Teil 3: Wie funktionieren Internet-Anzeigen?
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Ihr Fingerabdruck ist einzigartig, selbst im Web
Eine sehr aggressive Art, um User zu verfolgen: Fingerprinting ist eine viel fortgeschrittenere Methode als Cookies — und schwerer zu vermeiden. Der Prozess verwendet ein Script, um Informationen zum Gerät zu sammeln: Gerätetyp und Betriebssystem (PC, iPhone, iPad, Android, Blackberry, usw.), installierte Browsererweiterungen, die Version der verbreitetsten Plugins, wie Java und Flash, Zeichencodierung, Sprache, Zeitzone, Bildschirmauflösung, die Liste der installierten Schriftarten, usw.
All diese Informationen ergeben zusammen eine einzigartige ID für ein Gerät. Selbst wenn eine Person zwei identische Geräte gekauft und sie zum ersten Mal am gleichen Ort angeschaltet haben sollte, würden die Fingerabdrücke, die zunächst identisch sind, sich nach ein paar Stunden Gebrauch und Personalisierung durch verschiedene Personen unterscheiden.
Lokale Speicherung ist stärker als Cookies
Es ist einfach, eine Webseite zu entwickeln, die die Browser-Historie der Besucher lesen kann; und diese Informationen sind ein Goldschatz für Webvermarkter. Natürlich weiß jeder, wie man Browser-Historie und Cookies löscht, aber wer macht das schon regelmäßig? Wussten Sie außerdem, dass HTML5 Webseitenentwicklern und Webvermarktern neue Wege anbietet, um Daten neben Cookies auf Ihrem Computer zu speichern?
Mit lokaler und Sitzungsspeicherung können viele Daten lokal, im Browser des Users, gespeichert werden – und das ist der bedeutende Unterschied zwischen lokaler Speicherung und Web-Cookies. Durch Sitzungsspeicherung stehen Daten der aktuellen Browsersitzung zur Verfügung, aber alles geht verloren, wenn die Registerkarte des Browsers geschlossen wird. Daten, die lokal gespeichert sind, verfallen nicht, also bleiben solche Informationen theoretisch so lange auf Ihrem Computer, bis Sie sie manuell aus Ihrem Browser-Cache löschen. Der Zugriff auf den lokalen Speicher ist auf die Domain eingeschränkt, die die Daten speichert, aber, noch einmal, das ist nicht genug, um sich sicher fühlen zu können.
Vermarkter richten sich an Ihr Interesse
Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf Webmarketing-Strategien werfen. Wie können Vermarkter ein genaues Profil Ihrer Interessen zeichnen? Es ist ganz einfach: Bedenken Sie, dass die meisten Webseiten, die Sie besuchen, Werbung und Tracking-Skripte Dritter beinhalten. Wenn zwei oder mehr Webseiten das gleiche Ad-Netzwerk oder die gleiche DMP (digital management platform) verwenden, werden die Daten, die als Cookies und lokal gespeichert sind, oder über Trackingparameter versendet werden, zwischen den Seiten geteilt, was tatsächlich die oben beschriebenen Beschränkungen des lokalen Speichers übersteigt.
So unterstützt z. B. Krux, ein kürzlich von Saleforce erworbenes Unternehmen, jeden Monat mehr als 200 Milliarden Datensammlungsereignisse, indem es mit mehr als 3 Milliarden Browsern und Geräten interagiert. Seine Tracking-Skripte werden weltweit auf Tausenden von Webseiten gespeichert.
Hier ist ein Beispiel, um das Konzept zu veranschaulichen. Vice.com und allrecipes.com sind zwei unabhängige Webseiten, die auf den ersten Blick keine Benutzerinformationen untereinander austauschen – warum sollten sie auch? – aber beide Seiten speichern Skripte von Krux. Wenn Sie solche Webseiten speichern, auch wenn das selten der Fall ist, werden Sie bemerken, dass die gleichen Schlüssel im lokalen Speicher durch cdn.krxd.com, einem Krux CDN (Content Delivery Network) gespeichert sind.
Webseiten implementieren zunehmend mehr als ein Ad-Netzwerk und DMP-Skript Dritter (manchmal Dutzende!) und machen es für Vermarkter dadurch einfacher, viele Daten über uns zusammenzustellen. Mit all diesen Daten können Vermarkter Segmentierungen auf verschiedenen Grundlagen ausführen: geografisch, demografisch und vor allem zu Verhalten — kurz gefasst: sie quantifizieren Sie aufgrund Ihrer wahren Interessen. So erhalten Sie gezielt Werbung, basierend auf Ihren Interessen und Ihren aktuellen Suchanfragen, besuchten Webseiten und Einkäufen.
Vermarkter richten sich an Ihre Gefühle
Im zweiten Teil dieser Reihe erwähnten wir Social Marketing. Das exponentielle Wachstum des Social Advertising, das 2017 36 Milliarden Dollar erreichen wird, geht Hand in Hand mit den Tracking-Tools, die durch den Entwickler zu Verfügung stehen. Eine interessante Methode ist die Sentimentanalyse, die von sozialen Netzwerken durchgeführt wird. Sie besteht aus Bots, die das scannen, was wir auf sozialen Netzwerken posten, selbst in Blogs, und versuchen, zu verstehen, was wir bezüglich einiger Themen empfinden.
Der einfachste Weg ist, Likes und Emoticons zu untersuchen. Wenn Sie z. B. einen Artikel zu Karibikkreuzfahrten teilen, und Sie einen Smiley im Post teilen, heißt das, dass Sie exotische Reisen mögen. Oder Sie könnten einen impulsiven Post gegen einen Politiker veröffentlichen. Die Analyse misst dann Ihre politische Einstellung. Wenn jemand diese und andere Daten zusammenfügt, kann Ihr perfektes Profil definiert werden und Sie können auf eine Art besser verstanden werden als es Ihre Freunde könnten.
Vermarkter betrachten den Kontext
Vermarkter verwenden Bots, die den gefühlsausgerichteten Bots ähneln, die wir bereits erwähnten, um kontextbezogene Ads auf Webseiten anzubieten. Bei dieser Art von gezielter Werbung scannt ein automatisiertes System den Inhalt von Webseiten, versucht das Thema zu verstehen und bietet dann Werbung zu diesem Kontext. Kontextbezogene Werbung, verbunden mit Behavioral Targeting und Native Advertising, steckt hinter der Erforschung der scheinbar geheimsten Gedanken, durch die schließlich auf Werbebanner geklickt wird.
Sie werden beobachtet
Sentiment- und Textanalysen sind Vermarktern nicht genug; sie wollen mehr! Sie wollen Sie so sehen, als würden sie direkt hinter Ihnen stehen und über Ihre Schulter auf Ihren Bildschirm schauen. Und viele Webseiten nutzen spezielle Skripte, um etwas sehr Ähnliches zu tun, indem sie Vermarkter über Ihre Mausbewegungen und Klicks informieren. Mit diesen Daten können sie eine Videoaufnahme Ihrer Sitzung oder Heatmaps wie diese anfertigen:
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Tipps zum Schutz
Wir wissen, dass sich nicht jeder Leser die gleichen Sorgen darüber macht, wie Vermarkter ihre Bewegungen immer ausgefeilter online verfolgen und umfassende und sehr persönliche Profile erstellen. Es ist Ihr Recht, nicht von Werbung auf Nachrichtenseiten zu dem, was Sie gerade auf Amazon erworben haben oder was Ihr Partner gerade auf Facebook gepostet hat, erschreckt zu werden. Wir sind auch der Meinung, dass jeder Nutzer von Onlinediensten und verbundenen Geräten das Ausmaß der Informationen kennen sollte, die er Instanzen bereitstellen, mit denen ein Profil erstellt wird.
Vor diesem Hintergrund finden Sie hier ein paar wichtige Tipps dazu, wie Sie sich vor Web-Tracking schützen können:
Ändern Sie die Standardeinstellungen zu Cookies auf Ihrem Browser und lehnen Sie Cookies Dritter ab, um zu vermeiden, dass Ihre Daten von Cookies und auf lokalen Speichern Dritter gespeichert werden. Diese Einstellungen betreffen auch Sitzungen und lokale Speicher. Lernen Sie mehr zur Verwaltung von Cookies bei Chrome, Firefox, Internet Explorer, Edge und Opera.
Lassen Sie Ihren Browser lokale Daten automatisch löschen, wenn Sie sie schließen. Gehen Sie z. B. bei Google Chrome zu Einstellungen → Erweiterte Einstellungen anzeigen… und klicken Sie auf die Schaltfläche Einstellungen für Inhalte, die Sie unter Datenschutz finden. Aktivieren Sie unter Cookies Lokale Daten nach Schließen des Browsers löschen. Und das ist alles.
Blockieren Sie Fingerprinting, Sentimentanalyse, Analysetools, Sitzungs-Tracking und andere Arten von Nachverfolgung durch die Aktivierung von Schutz vor Datensammlung in Kaspersky Internet Security und Kaspersky Premium. Öffnen Sie dazu Einstellungen und wählen Sie Schutz. Scrollen Sie nach unten und öffnen Sie Schutz vor Datensammlung. Aktivieren Sie hier Datensammlung blockieren, das nicht standardmäßig aktiviert ist.
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