Nimses ist eine neue soziale App, die in der Ukraine entwickelt wurde und momentan in russischsprachigen App Stores ganz vorne mit dabei ist. Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich warum Sie sich für ein weiteres soziales Netzwerk interessieren sollten. Naja, die Idee, die hinter diesem hier steckt ist ziemlich reizvoll: Bei Nimses können User die Zeit, die sie in der App verbringen in Geld umwandeln.
Für jede Minute, die Sie auf Nimses aktiv sind bekommen Sie einen Nim (als „Nims“wird die interne Währung der App bezeichnet; 1000 Nims entsprechen ungefähr 1 US-Dollar). Sie können Nims an andere User übertragen, selber annehmen oder Extra-Nims gewinnen und ausgeben wenn Sie spezielle Aktionen ausführen; wenn Sie zum Beispiel Leute dazu bewegen ihr Foto zu liken und Sie im Gegenzug dasselbe tun. Die Entwickler erklärten, dass es sogar möglich sei Nims als Zahlungsmethode außerhalb der App zu verwenden. Im Moment akzeptieren nur einzelne Cafés und Burgerläden die Währung und das vermutlich auch nur aus PR-Zwecken.
Für unseren Kaspersky Tagesbeitrag haben wir uns bewusst für dieses Thema entschieden: Nicht um über Monetarisierung sondern um über Datenschutz und Sichterheit zu sprechen.
Welcher Datenschutz?
Sie können sich ganz einfach mit einer Handynummer bei Nimses anmelden. Darauf folgt der normale Anmeldeprozess: Nickname, richtiger Name, Geburtsdatum, Stadt und Geschlecht. Sie können zusätzliche Informationen über sich und ein Profilfoto hinzufügen. Aber genau hier liegt der Haken: All diese Informationen – ihr echter Name, Alter, usw. – sind unmittelbar nach der Anmeldung für alle anderen User sichtbar. Bei der App gibt es keine Privatsphäre-Einstellungen.
Sobald Sie sich registriert haben, können Sie mehrere Bilder kostenlos veröffentlichen. Besucher, die an Ihnen interessiert sind und Sie gerne kennenlernen würden, können sich diese Bilder ansehen. Danach kostet jedes Foto, das Sie veröffentlichen und für User in einem Umkreis von 2km sichtbar ist, 100 Nims. Sie können sich die Bilder anderer User ansehen und für mindestens 10 Nims (und mehr) den „Like“-Button klicken.
Im Wesentlichen scheint Nimses eine Mischung aus Instagram und einer Dating-App zu sein. Mit dem Unterschied, dass die App über den Anreiz der internen Währung verfügt – und über einen besorgniserregenden Mangel an Privatsphäre-Einstellungen.
Und schon fangen die Probleme an
Grundsätzlich verlangt die App kontinuierlichen Zugriff auf den Standort des Users: Wo auch immer Sie sich befinden, kann man Sie ausfindig machen. Das bedeutet, dass die App, abgesehen von all den Informationen, die Sie für alle sichtbar zur Verfügung gestellt haben, auch über das zusätzliche Feature verfügt Sie mit aller Leichtigkeit orten zu können.
Bei Nimses können all Ihre Freunde Ihren Standort sehen. Und jeder Nimses-User in einem Radius von 2 km kann sehen wie weit Sie von ihm entfernt sind. Wenn Sie Ihrem Post dann noch Geolokationsdaten hinzufügen, kann jeder Ihrer Schritte noch einfacher verfolgt werden.
Noch einmal zur Wiederholung: Es ist nicht möglich die Privatsphäre-Einstellungen zu ändern. Die Möglichkeit besteht schlichtweg nicht.
Nimses wird ihren Standort nachverfolgen
Wenn Sie den Ortungsdienst für Nimses deaktivieren, funktioniert die App nicht. Bei Nimses ist es nicht möglich effektiv die Ortung des Standortes zu deaktivieren.
Die einzige Alternative wäre es, die Berechtigungen für den Ortungsdienst der App in Ihrem Smartphone anzupassen. Bei iOS können Sie den Ortungsdienst zum Beispiel nur dann deaktivieren wenn die App aktiv ist. Das heißt, dass die App Sie nur dann orten kann wenn Sie die App auch tatsächlich aktiv nutzen und nicht wenn Sie im Hintergrund läuft.
Das Profilbild kann nicht geändert werden
Die aktuelle Version der App erlaubt es nicht Profilbilder zu ändern, löschen oder zu bearbeiten. Nachdem Sie ein Bild mit Ihrem Gesicht veröffentlicht haben, können Sie dieses weder durch ein anderes ersetzen noch können Sie es löschen.
Sie haben die folgenden 2 Möglichkeiten. Sie müssen entweder mit dem Profilbild leben, dass sie anfangs ausgesucht haben oder Ihren Account löschen. Letzteres ist jedoch nicht ganz einfach.
So können Sie Ihren Account löschen
Die Entwickler erklären, dass es momentan nicht möglich ist einen Account automatisch zu löschen. Um dies zu tun, müssen Sie sich deshalb zunächst mit dem Support-Team per E-Mail in Verbindung setzen. Dann bleibt Ihnen nur eins: Warten bis Ihr Account gelöscht wurde. Zur Zeit der Veröffentlichung dieses Posts warten wir bereits seit 4 Tagen auf eine Antwort und der Account existiert noch immer.
Anstatt Ihren Account zu löschen ist es vielleicht einfacher die App direkt zu entfernen oder die Zugangsberechtigungen für Nimses zu deaktivieren, die Sie in den Einstellungen des Betriebssystems finden können.
Was gibt es sonst noch zu beachten?
Neben den unangenehmen Aspekten im Hinblick auf die Privatsphäre-Einstellungen der App gibt es weitere ärgerliche Faktoren: Spam, Werbung, obszöne Angebote sexueller Dienstleistungen und vergleichbare Inhalte, die von Usern und Bots kreiert werden. Von denen hat Nimses ziemlich viele.
Unserer Meinung nach das irritierendste der Nutzerbedingungen: User müssen mindestens (bzw. wenigstens) 12 Jahre alt sein, obwohl die Inhalte der App einer normalen Dating-App oder Webseiten mit einem Mindestalter von 18 Jahren und aufwärts entsprechen (Tinder, OKCupid und CO).
Fazit
Zu diesem Zeitpunkt ist die App noch relativ grün hinter den Ohren und beinhaltet viele Mängel, die nicht nur die User verwirren, sondern die App auch noch ziemlich umständlich machen. Wir sprechen hier vor allem von der fehlenden Möglichkeit Ihren Account zu löschen oder Ihr Profilbild zu ändern.
Nimses scheint vielmehr eine Kennenlern-App als ein vollwertiges soziales Netzwerk zu sein. Obwohl die User nur 12 Jahre alt sein müssen, um die App nutzen zu können, ist der Inhalt möglicherweise nicht für Teenager geeignet. Die interne Währung der App (Nims) ist in der realen Welt noch immer weitesgehend unbrauchbar und wird vor allem innerhalb der App genutzt. Das ähnelt doch sehr einem Handyspiel bei dem Sie ihr gewonnenes Gold für einen Bonus innerhalb der App einlösen können.
Es ist möglich, dass die Entwickler Ecken und Kanten der App noch beheben, den Usern die Einstellungen der Privatsphäre zugänglich machen und angemessene Antispam und Antibot Features nachtragen. Bis dahin ist Nimses nicht sicher für den Gebrauch.