Vor weniger als einem Monat kam Terminator: Dark Fate, der sechste Teil der Terminator-Reihe, der sich der Handlung der letzten drei Terminator-Filme vollkommen entledigt, in die deutschen Kinos – wir nennen diese Version daher liebevoll Terminator 6/3. In Bezug auf die praktische Informationssicherheit gibt es im Film für uns nur einen interessanten Moment: Als Sarah Connor versucht, der Standortortung ihres Smartphones zu entkommen.
Sarah, die Probleme mit den Behörden in mehreren (genauer gesagt in allen 50) US-Bundesstaaten hat, trägt ihr Smartphone stets in einer leeren Chipstüte mit sich. Der Grund? Die Folie der Tüte blockiert angeblich das GPS-Signal des Telefons. Aber, stimmt das wirklich? Wir haben uns entschlossen, diese Methode einfach selbst zu testen.
So funktioniert die Handyortung
Auf die Ergebnisse unseres Chipstütenexperiments möchten wir im Anschluss etwas genauer eingehen. Lassen Sie uns zuvor jedoch einen Blick auf die Prinzipien für die Funktionsweise der Handyortung selbst werfen. Wenn Sie an akuter Paranoia leiden, sollten Sie immer daran denken, dass Sie mit einem Handy ohne viel Schnickschnack in der Tasche deutlich beruhigter schlafen können als mit dem neuesten High-Tech-Gadget. Sarah Connor hätte im Film daher wohl eher auf ein altes Telefon ohne GPS- oder WLAN-Funktion (und im Idealfall auch ohne Paketdatenübertragung, auch bekannt als GPRS) setzen sollen.
Moderne Smartphones bestimmen ihren Standort über GPS-Satellitensignale, Mobilfunkmasten und WLAN-Zugangspunkte. Je mehr dieser Technologien zur Verfügung stehen, desto genauer sind auch die resultierenden Koordinaten.
GPS an sich ist eigentlich kein Grund zur Sorge, denn es ermöglicht dem Smartphone lediglich den Empfang von Signalen zur Standortbestimmung, übermittelt jedoch keinerlei Daten. Auch Mobilfunkmasten können den Standort eines Telefons bestimmen – die Genauigkeit lässt hierbei allerdings zu wünschen übrig. Bestimmte GPS-Koordinaten können entweder vom Betriebssystem des Geräts oder von verschiedenen Anwendungen an die Außenwelt übertragen werden. Hierzu ist jedoch ein Internetzugang erforderlich. Um sich also effektiv vor jeglicher Art der Handyortung zu schützen, muss vielmehr das Mobilfunknetz und WLAN-Signal gestört werden.
Zurück zur Chipstüte: Sarah Connor hat das Rad nicht von Grund auf neu erfunden, sondern ihm lediglich eine neue Interpretationsmöglichkeit verpasst. Der von ihr angewandte Trick basiert nämlich auf dem Faradayschen Käfigprinzip, das erstmals vor 183 Jahren demonstriert wurde und das grundsätzlich alle drahtlosen Signale abschirmen sollte: ganz egal, ob WLAN, GPS oder Mobilfunk.
Übrigens ist auch die Verwendung einer einfachen Chipstüte als Faradayscher Käfig nichts Neues: Vor mehr als 20 Jahren hat Gene Hackmans Charakter in Enemy of the State diese Technik bereits angewandt. Die Kommunikationstechnologien werden jedoch immer besser, und Aluminium wird zunehmend teurer. Wer weiß also schon, ob moderne Chipstüten die Funksignale der heutigen Standards wirksam abschirmen können? Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Methode von Sarah Connor einfach selbst auf die Probe zu stellen.
Experiment: Schützt eine Chipstüte vor Tracking?
Unser Testwerkzeug war die App Kaspersky Safe Kids, mit der Sie den genauen Standort Ihres Kindes ermitteln und feststellen können, ob das Mobilfunknetz, GPS oder WLAN auf einem Telefon aktiviert sind.
Also haben wir die App auf unserem Testgerät installiert, den Internetzugang via 4G aktiviert und dann einen kleinen Spaziergang durch unser Büro gemacht. Zuvor haben wir mehrere Tüten Chips sowie verschiedene Blechdosen Kekse gekauft (und gegessen), und haben dann versucht, die Tüten und Dosen zu verwenden, um jegliche Signale zu blockieren.
Unser erster Tipp: Verlassen Sie sich nicht auf Keksdosen! Ihre Wirkung ist nur sehr unzuverlässig: Während einige jedes Signal zuverlässig gestört haben, konnten andere wiederum lediglich Signale von GPS-Satelliten abwehren – und das in unseren Büroräumen, wo das Signal ohnehin bereits sehr schwach ist.
Deutlich vielversprechender waren die Chipstüten – allerdings nicht von Anfang an. Die erste Chipstüte, in der sich unser Testgerät wiederfand, hatte keinerlei Wirkung und die Koordinaten konnten bis auf wenige Meter genau ermittelt werden. Doch dann kamen wir auf die Idee, aus zwei Tüten einen mehrschichtigen Schutz zu basteln. Und tatsächlich: Es stellte sich heraus, dass die doppelte Abschirmung sowohl den Empfang als auch das Aussenden von Signalen verhindert!
Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir mehrere Tüten verschiedener Chipshersteller getestet. Das Ergebnis war allerdings immer das gleiche: Zwei Tüten funktionieren, eine Tüte nicht. Für paranoide Realisten gilt also das Motto: Doppelt hält besser!
Die Ergebnisse unseres Experiments: Blechdosen sind unzuverlässig. Zwei Tüten funktionieren, eine Chipstüte reicht nicht aus.
Denken Sie daran, Ihr Handy zunächst aus seiner Schutzhülle zu befreien, wenn Sie einen Anruf tätigen möchten, damit es Zeit hat, seine GPS-Koordinaten an das Netzwerk zu senden und der ungefähre Standort trianguliert werden kann.
Terminator 6/3: Besides chips
Abgesehen von den zuvor erwähnten Chipstüten gibt es im neuen Terminator-Film keine weiteren cybersicherheitstechnischen Ansätze. Sicher, die Cyborgs finden ihren Weg in eine Polizeidatenbank, in ein Grenzschutzcomputersystem und in das Netzwerk eines Mobilfunkunternehmens – aus rein praktischer Sicht sind diese Hacks jedoch nicht von Interesse, da sie nicht als Folge spezifischer Systemdesignfehler auftreten, sondern einfach deshalb, weil die Cyborgs unbestimmte futuristische Methoden anwenden, um moderne Technologien zu besiegen: mit einem Wort: Technomagie.
In unserem Beitrag „Cybersicherheit im Film Terminator “ können Sie mehr über die Cyber-Analyse der beiden vorherigen Teile der Filmreihe erfahren.