Weltweiter Anstieg um knapp 6 Prozent
- Kaspersky-Bericht zum Einsatz von Stalking-Software weltweit
- 577 Betroffene in Deutschland im Jahr 2023
- 33 Prozent der Befragten in Deutschland mit Stalkerware-Erfahrung
Laut einer Analyse der Cybersicherheitsexperten von Kaspersky beklagt Deutschland im europäischen Vergleich – vor Frankreich (332) und Großbritannien (271) – mit 577 Personen die meisten Betroffenen von digitalem Stalking über mobile Geräte im Jahr 2023. Zudem zeigt eine studienbegleitende Umfrage unter Nutzern aus Deutschland, dass jeder Dritte bereits Erfahrungen mit digitalem Stalking gemacht hat. Diese Ergebnisse gehen aus dem jährlich herausgegebenen Report „Stalkerware im Jahr 2023“ [1] von Kaspersky hervor, der gemeinsam mit Kooperationspartnern mehr Aufmerksamkeit auf die Gefahren durch Stalkerware lenken möchte.
Laut des neu erschienen Berichts von Kaspersky ist die Zahl der Betroffenen von Stalkerware im vergangenen Jahr weltweit um fast sechs Prozent auf 31.031 Betroffene angestiegen. Zwar ist der Trend in Europa mit 2.645 Betroffenen insgesamt rückläufig, jedoch sind es in Deutschland mit 577 weiterhin die meisten im EU-Vergleich – mit deutlichem Abstand vor Frankreich (332), Großbritannien (271), Spanien (257) und Italien (252). Weltweit belegt Deutschland damit Platz zehn auf der Rangliste der Länder mit den meisten Betroffenen dieser Art des Stalkings.
Jeder Dritte in Deutschland hat Erfahrung mit digitalem Stalking
In den meisten Ländern ist Stalkerware-Software an sich aktuell nicht verboten, das Installieren auf dem Smartphone einer anderen Person ohne deren Zustimmung hingegen ist jedoch strafbar. Getarnt als legitime Anti-Diebstahl- oder Kindersicherungs-App kann sie unauffällig – auch per Fernzugriff – auf Smartphones installiert werden. So kann das Privatleben einer Person, heimlich, ausspioniert werden.
Laut der von Kaspersky im Rahmen des Reports durchgeführten Umfrage wurde jeder dritte Befragte in Deutschland (33 Prozent) bereits auf diese Art gestalked oder vermutet dies. Vier von zehn (42 Prozent) Befragte mussten in der aktuellen oder einer früheren Partnerschaft schon Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen machen und 18 Prozent haben Online-Stalking durch einen kürzlichen Dating-Partner erfahren.
Emma Pickering, Head of Technology-Facilitated Abuse and Economic Empowerment Team bei der Hilfsorganisation Refuge mit Sitz in London hebt die Tragweite des Stalkerware-Problems hervor: „Die Zahlen sind wirklich besorgniserregend, überraschen uns aber leider nicht. Bei Refuge beobachten wir eine alarmierende Zunahme Betroffener mit Stalkerware-Erfahrung. Daher ist es dringend erforderlich, mit einer breiten Tech-Community zusammenzuarbeiten, um den Technologie-Einsatz besser zu verstehen, dessen schädliche Nutzung zu verhindern und gemeinsam einen Safety-by-Design-Ansatz umzusetzen.“
Beinahe jeder Zehnte in Deutschland manipuliert Smartphone des Partners
Neun Prozent geben offen zu, das Smartphone des Partners durch Stalkerware zu manipulieren. Weitere neun Prozent drängen ihren Partner zur Installation von Überwachungs-Apps. Allerdings lehnt eine deutliche Mehrheit, 62 Prozent, die Überwachung des Partners ohne dessen Wissen grundsätzlich ab und 44 Prozent sind auch gegen eine einvernehmliche Kontrolle der Online-Aktivitäten des Partners.
Jeder Fünfte in Deutschland (20 Prozent) befürwortet eine volle Transparenz in der Partnerschaft, welche auch eine einvernehmliche Überwachung einschließt. 16 Prozent halten ein derartiges Monitoring nur dann für akzeptabel, wenn es beiderseitig und im beiderseitigen Einverständnis erfolgt.
„Der Einsatz von Stalkerware und anderen Tools zur Überwachung einer anderen Person ohne deren Zustimmung ist eine Verletzung der Privatsphäre und eine gängige Missbrauchstaktik“, betont Erica Olsen, Senior Director des Safety Net Project beim US-amerikanischen National Network to End Domestic Violence (NNEDV). „Die Studie zeigt das breite Spektrum an Überwachungstaktiken, die missbräuchlich handelnde Personen einsetzen. Darunter fallen neben Stalkerware auch andere Anwendungen, die die Weitergabe persönlicher Informationen erleichtern. Es ist wichtig, eine einvernehmliche Weitergabe und eine nicht einvernehmliche Überwachung klar voneinander zu unterscheiden. Einverständnis ist immer eine Vereinbarung ohne Zwang und ohne Nötigung.“
„Die Ergebnisse unseres Berichts spiegeln das empfindliche Gleichgewicht zwischen Intimität und dem Schutz persönlicher Daten wider“, so David Emm, Security and Data Privacy Expert bei Kaspersky. „Jeder Einzelne sollte die potenziellen Risiken kennen, die selbst beim Austausch scheinbar harmloser Informationen entstehen. Die Studienergebnisse unterstreichen die Bedeutung offener Kommunikation, klarer Grenzen und gestärkter digitaler Kompetenzen in Partnerschaften. Für Sicherheitsexperten bekräftigen sie die Notwendigkeit, weiter über Best-Practices in der Cybersicherheit aufzuklären und Individuen zu befähigen, fundierte Entscheidungen hinsichtlich der Weitergabe ihrer persönlichen Daten innerhalb von Beziehungen zu treffen.“
Gemeinsame Anstrengungen zum Schutz vor Stalkerware
Stalkerware ist nicht nur ein technologisches Problem, sondern erfordert Aktionen breiter Teile der Gesellschaft. Kaspersky pflegt daher auf mehreren Ebenen einen weltweiten Dialog mit gemeinnützigen Organisationen, Unternehmen sowie Forschungs- und öffentlichen Einrichtungen. 2019 hat Kaspersky als erstes Unternehmen der Cybersicherheitsbranche eine Benachrichtigung in seine Lösungen integriert, die Nutzer deutlich vor installierter Stalkerware auf ihren Geräten warnt. Zudem arbeitet Kaspersky mit relevanten Experten und Organisationen im Bereich häuslicher Gewalt zusammen, um dort Wissen zu teilen und Fachleute wie Betroffene zu unterstützen.
Ebenfalls im Jahr 2019 hat Kaspersky die Koalition gegen Stalkerware [2] mitgegründet. Es handelt sich dabei um eine internationale Arbeitsgruppe gegen Stalkerware und häusliche Gewalt, die IT-Unternehmen der Privatwirtschaft mit NGOs, Forschungseinrichtungen und Strafverfolgungsbehörden zusammenbringt. Die Koalition will Cyberstalking bekämpfen und die Betroffenen von Online-Missbrauch unterstützen. Der Zusammenschluss umfasst mehr als 40 Organisationen und betreut eine Webseite in sieben Sprachen, die bei einem Stalkerware-Verdacht weiterhilft: https://stopstalkerware.org/de/.
Die vollständige Kaspersky-Studie „Stalkerware im Jahr 2023“ ist verfügbar unter https://kas.pr/stalkerware2023
[1] https://kas.pr/stalkerware2023
Die Nutzerzahlen der Kaspersky-Studie „State of Stalkerware 2023“ stammen aus den aggregierten Bedrohungsstatistiken des Kaspersky Security Network (KSN), das cybersicherheitsbezogene Datenströme von Millionen anonymen, freiwilligen Teilnehmern verarbeitet. Die Berechnung erfolgte nach den Kriterien der Koalition gegen Stalkerware (https://stopstalkerware.org/de/). Zusätzlich beauftragte Kaspersky Arlington Research mit der Durchführung von 21.000 Online-Interviews. Zwischen dem 3. und 17 Januar 2024 wurden je 1.000 Personen über 16 Jahren mit Beziehungserfahrung in Großbritannien, Deutschland, Spanien, Serbien, Portugal, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Griechenland, den USA, Brasilien, Argentinien, Chile, Peru, Kolumbien, Mexiko, China, Singapur, Russland, Indien und Malaysia befragt.
[2] https://stopstalkerware.org/de/
Nützliche Links:
- Kaspersky-Studie „Stalkerware im Jahr 2023“: https://kas.pr/stalkerware2023
- Koalition gegen Stalkerware: https://stopstalkerware.org/de/