Was ist Clubhouse?
Clubhouse kam im April 2020 auf den Markt und ist eine Social-Media-App, die rein auf Audio-Inhalten basiert. Im Wesentlichen können die Nutzer bei Gesprächen, Interviews und Diskussionen von Interessierten zu unterschiedlichen Themen zuhören. Aktuell muss man zu dieser App eingeladen werden, d. h. Sie brauchen eine Einladung zur Teilnahme von einem vorhandenen Nutzer. Allerdings gibt es bereits Pläne, die App breiter verfügbar zu machen.
Seit seinem Start hat Clubhouse in den Medien viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zum Teil hing das mit der Pandemie zusammen, die aufgrund des starken Fokus auf Konferenzen über Zoom etc. eine gewisse „Video-Müdigkeit“ und ein neu aufkommendes Interesse an Audio-Inhalten mit sich brachte. Dass man nur auf Einladung daran teilhaben konnte, und auch die Teilnahme einiger sehr prominenter Nutzer wie Elon Musk, Oprah Winfrey, Drake, Jared Leto, Tiffany Haddish und andere verliehen dem Ganzen eine exklusive Aura, die das Interesse zusätzlich anstachelte. Da Clubhouse so ganz ohne Texte, Videos oder Likes auskommt, wurde es außerdem bald als die „neue Antwort auf Facebook“ eingestuft.
Die App ist kostenlos, richtet sich an Nutzer ab 18 Jahren und steht derzeit nur auf iOS zur Verfügung. Für eine Android-Nutzung gibt es aber bereits Pläne. Trotz der Bindung an eine Einladung hat die App bereits rund 2 Millionen Nutzer, Tendenz steigend. Ebenso wie bei anderen Social-Networking-Apps in deren Entwicklungsphase gibt es auch gegenüber Clubhouse eine ganze Reihe von Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz.
Wie funktioniert Clubhouse?
Nutzer können nur beitreten, wenn sie von einem vorhandenen Mitglied eingeladen werden. Jedes neu angemeldete Mitglied kann wiederum zwei neue Mitglieder zum Beitritt einladen. Die Einladung erhalten Sie über einen Link per SMS auf Ihr Mobiltelefon, über den Sie die App herunterladen können. Clubhouse hat eine Warteliste, wenn Sie also kein bestehendes Mitglied kennen, können Sie sich auf die Warteliste setzen lassen, indem Sie die App herunterladen.
Wenn Sie Mitglied geworden sind, können Sie ähnlich wie bei anderen Social Networking-Apps einen Lebenslauf und ein Profilbild einstellen. Außerdem können Sie Interessengebiete auswählen. Je mehr Informationen Sie der App geben, desto mehr Personen oder Gesprächsräume, denen Sie folgen bzw. betreten können, werden Ihnen empfohlen. In einem Kalender innerhalb der App können die Nutzer sehen, welche Räume gerade aktiv sind, damit sie ihre Teilnahme an Gesprächen planen können.
Die App ist in erster Linie auf Zuhören ausgelegt. Nutzer treten in Konversationsräume rein, die ihre Interessen widerspiegeln. Standardmäßig sind alle Nutzer stummgeschaltet, d. h. man kann den Rednern und dem Administrator nur zuhören. Wenn Sie etwas sagen möchten, können Sie „die Hand heben“ und sich – wenn der Administrator Sie freischaltet – aktiv am Gespräch beteiligen.
Sie können auch eigene (öffentliche oder private) Konversationsräume einrichten. So können Sie auf Basis Ihrer Interessen eine eigene Fangemeinde aufbauen oder sich mit Gleichgesinnten unterhalten.
Die Zahl der Teilnehmer in einem Konversationsraum ist derzeit noch auf 5.000 begrenzt. Allerdings wurde diese Grenze zum Beispiel für Elon Musk auch schon angehoben und seine Fans haben seine Gespräche in anderen Clubhouse-Räumen und über YouTube live gestreamt.
Konversationsräume sind keine dauerhafte Einrichtung, sondern werden beliebig eingerichtet und auch wieder aufgelöst. Nach Angaben von Clubhouse werden die Gespräche zwar aufgezeichnet, die Aufzeichnungen werden aber nur aufgehoben, wenn jemand eine Beschwerde einreicht, solange der Raum live ist. Wenn niemand während des Chats einen Vorfall meldet, so Clubhouse, werden die Aufzeichnungen gelöscht, sobald der Host die Diskussion schließt. Allerdings haben Nutzer immer wieder Möglichkeiten gefunden, Chats für ihre eigenen Zwecke aufzuzeichnen.
Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit Clubhouse
Für Social Networking-Apps, insbesondere relativ neue, ist es nicht ungewöhnlich, dass Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Privatsphäre auftauchen. Zu den Sicherheitsbedenken bei Clubhouse gehören:
Datenschutzverletzungen in Clubhouse
Im April 2020 wurde eine Datenbank mit den Daten von 1,3 Millionen Clubhouse-Nutzern in einem beliebten Hacker-Forum veröffentlicht. Die Datenbank enthielt Angaben wie Nutzer-IDs, Namen, Profilfotos, Details zu Followern und Gefolgten sowie – wenn die Nutzer ihre Social-Media-Konten verknüpft hatten – deren IDs von Twitter und Instagram. Allerdings waren keine Passwörter oder E-Mail-Adressen betroffen, was sehr viel beunruhigender gewesen wäre. Nichtsdestotrotz hätte diese Datenschutzverletzung durchaus Phishing- oder Social Engineering-Angriffe nach sich ziehen können.
Gefälschte Clubhouse-Webseite
Cyberkriminelle versuchen häufig, sich an die Erfolge von beliebten Apps dranzuhängen. Im April 2021 tauchte eine gefälschte Clubhouse-Webseite mit einem Download-Link zu einer angeblichen Version der App auf. Beim Download dieser manipulierten App wurde das Gerät des Nutzers mit Malware infiziert. Glücklicherweise konnte diese Seite relativ schnell geschlossen werden. Da Clubhouse bislang nur für iOS verfügbar ist, kamen schon bald gefälschte Versionen für Android auf. Beim Installieren einer solchen App laufen die Besitzer eines Smartphones oder Tablets Gefahr, dass sie Betrügern Tür und Tor zu Online-Banking, Passwörtern für soziale Netzwerke sowie Kontaktlisten öffnen und selbst mit Werbebannern bombardiert werden.
Backend-Systeme von Clubhouse
Aktuell arbeitet Clubhouse mit einem chinesischen Start-up namens Agora, das die Back-End-Infrastruktur für seine App liefert. Das hat Agora potenziell Zugang zur den Audio-Rohdaten der Benutzer und andere Informationen. Wegen der geltenden Cybersicherheitsgesetze in China könnten sie diese Daten an die chinesische Regierung weitergeben, wenn diese das verlangt.
Probleme mit der Privatsphäre bei Clubhouse
Verwendung von Clubhouse-Kontakten
Die Tatsache, dass man Clubhouse nur auf Einladung beitreten kann (was sich eventuell bald ändern wird), wirft Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes auf. Als Neumitglied werden Sie dazu gedrängt, Clubhouse Zugriff auf die Kontakte Ihres Telefons einzuräumen, damit Sie sich mit anderen Nutzern vernetzen können. Ohne diesen Zugriff auf Ihre Telefonkontakte können Sie andere nicht zur Teilnahme bei Clubhouse einladen. Einige Nutzer sind besorgt, dass diese Daten verwendet werden könnten, um Profile von potenziellen Neumitgliedern oder für Werbezwecke zu erstellen. Das wiederum steht im Widerspruch mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), in der geregelt ist, dass Privatpersonen der Weitergabe ihrer Daten ausdrücklich zustimmen müssen.
Außerdem gibt es keine vollwertige Konten-Verifizierung in Clubhouse. Jeder, der das möchte, könnte sich also als Prominenter ausgeben. In dieser Weise sind beispielsweise zahlreiche Nutzer auf den angeblichen Brad Pitt hereingefallen.
In der App ist kein Inkognito-Modus vorgesehen, was bedeutet, dass jede Aktion in diesem sozialen Netzwerk eine Spur hinterlässt. Darüber hinaus gibt es in der gesamten App keine Funktion, um das eigene Konto wieder zu löschen. Dies ist nur in schriftlicher Form an den Support-Service möglich.
Audio-Aufzeichnungen in Clubhouse
Nutzer sollen innerhalb der App daran gehindert werden, Konversationen aufzuzeichnen. Clubhouse selbst zeichnet die Gespräche vorübergehend auf, falls sich jemand über den Inhalt beschwert und der Fall untersucht werden muss. Clubhouse bewahrt die Aufzeichnungen für die Dauer der Untersuchung auf und löscht sie anschließend. Geht in Echtzeit keine Beschwerde ein, werden die temporäre Audioaufnahmen laut Clubhouse unmittelbar nach Beendigung des Gesprächs gelöscht.
Die einzige Kritik an dieser Praxis besteht darin, dass die aufgezeichneten Audiodaten nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt und damit anderen zugänglich sind. Außerdem werden Gespräche so lange aufgezeichnet, wie der Raum belegt ist. Wenn Sie also auf eine andere App umschalten, ohne den Raum zu verlassen, bleibt Ihr Mikrofon aktiv und Ihr Audioton kann weiter aufgezeichnet werden.
Im Februar 2021 konnte ein nicht identifizierter Nutzer Audio-Feeds von Clubhouse aus mehreren Konversationsräumen auf seiner eigenen externen Webseite streamen. Dies geschah unter Verletzung der Nutzungsbedingungen von Clubhouse. Daraufhin kam die Frage ob, wie privat bestimmte Konversationsräume denn überhaupt sein können. Datenschutzexperten entgegneten, dass Clubhouse-Benutzer davon ausgehen müssten, dass alle Ihre Gespräche von anderen aufgezeichnet werden können, und sie sich entsprechend verhalten sollten.
Datenschutzrichtlinie der Clubhouse-App
Clubhouse ist in die Kritik geraten, weil die Datenschutzrichtlinien nur in englischer Sprache zur Verfügung stehen. Mit zunehmender Verbreitung der App wird sich das vermutlich über kurz oder lang ändern, zumal in vielen Ländern wie z. B. Deutschland die Bereitstellung von Datenschutzrichtlinien in der jeweiligen Landessprache vorgeschrieben ist.
Sehr viel schwerer wiegt da der Vorwurf, dass die eigene Privatsphäre in Clubhouse nicht nur von Ihnen selber abhängt, sondern auch von dem Verhalten eines jeden, der Sie als Kontakt angelegt hat. Angenommen, jemand hat Ihre Telefonnummer in seinen Kontakten gespeichert und gewährt Clubhouse den Zugriff auf diese Kontakte. In diesem Fall erhalten diese Kontakte eine Benachrichtigung, wenn Sie der App beitreten, sowie eine Empfehlung, Ihnen zu folgen – auch wenn Sie Ihre eigenen Kontakte nicht auf der App freigegeben haben.
Moderation von Clubhouse-Inhalten und Vermeidung von unangemessenen Inhalten
Clubhouse ist nicht unumstritten. Es gibt Anschuldigungen wegen Hassreden, Verschwörungstheorien und Missbrauch, die in den Konversationen stattgefunden haben, was dazu geführt hat, dass die Richtlinien zur Moderation von Inhalten aktualisiert wurden. Dabei stellt die Tatsache, dass Clubhouse ein reines Audioformat ist, ein Problem dar, denn die Überwachung von gesprochener Sprache gestaltet sich weitaus schwieriger als der Einsatz von Algorithmen zur Erkennung von anstößigen Texten. Die Clubhouse-Richtlinie, Audioaufzeichnungen nur für die Dauer des Chats aufzubewahren, hilft Nutzern, die im Nachhinein einen Verstoß melden möchten, nicht weiter.
Obwohl das Mindestalter für die App mit 18 Jahren angegeben ist, findet keine Altersprüfung oder Inhaltsfilterung statt. Das ist vor allem für Eltern interessant, denn es gibt viele Konversationsräume mit Themen für Erwachsene und innerhalb der App sind Live-Chats mit Fremden durchaus möglich.
Was geschieht, wenn Sie jemanden in Clubhouse sperren?
Sie können anstößige Inhalte auf Clubhouse vermeiden, indem Sie andere Benutzer über die App sperren. Gesperrte Personen können einen Raum, den Sie selbst eingerichtet haben oder in dem Sie selbst Moderator oder Sprecher sind, weder sehen noch ihm beitreten. Ist dieselbe gesperrte Person aber selbst Redner in einem Raum, dem Sie beitreten, können Sie den Raum trotzdem sehen, ihm beitreten und darin sprechen oder zuzuhören. Clubhouse hat einen Sicherheitsleitfaden für Benutzer herausgebracht, in dem beschrieben ist, wie man andere Benutzer sperrt und Vorfälle in der App meldet.
Clubhouse und die Konkurrenz
Der Erfolg von Clubhouse basiert auf seinem Live- und Audioformat, das zurzeit ein wichtiger Trend in den sozialen Netzwerken ist. Auch deswegen versuchen eine Reihe von Mitbewerbern, auf denselben Zug aufzuspringen. Zum Beispiel:
- Instagram bietet in Live Rooms seinen Nutzern die Möglichkeit, Video und Mikrofon auszuschalten. Bei diesem Feature führen bis zu vier Personen ein Gespräch, das live übertragen wird. Letztendlich handelt es sich dabei um ein reines Audioformat.
- Twitter hat mit „Spaces“ ein Format eingeführt, bei dem eine Person einen Live-Chat startet, dem Redner und Teilnehmer beitreten können.
- Bei Facebook können sich Hosts in einer web-basierten APP namens „Hotline“ mit ihrem Publikum per Audio und Text austauschen.
- Und auch Telegram bietet eine Voice-Chat-Funktion, bei der ganz ähnlich wie bei Clubhouse ein Initiator viele andere zum Gespräch bitten kann.
- Discord nennt seine Funktion „Stages“, bei der ein Redner auf einer Art virtuellen „Bühne“ zu vielen Menschen gleichzeitig sprechen kann.
- Reddit hat Reddit Talk ins Leben gerufen, wo innerhalb der Reddit-Communities Gespräche in Echtzeit gehostet werden können.
- Fireside plant für 2021 ein ähnliches Format wie Clubhouse, allerdings mit einigen grundlegenden Unterschieden.
Und: Ist Clubhouse für den Anwender sicher?
Ist Clubhouse sicher? Wie andere Apps zuvor, die aufgrund sprunghaft steigender Nachfrage in rasantem Tempo gewachsen sind, musste sich auch Clubhouse einer Reihe von Problemen hinsichtlich Sicherheit und Privatsphäre stellen. Diese Art von Herausforderung trifft neuere Apps sicherlich mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit als bereits ausgereifte und etablierte Programmanbieter. Allerdings hat sich Clubhouse nach eigenen Aussagen dem Datenschutz und dem Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer verschrieben und Bereiche ausgemacht, in denen man noch nachbessern will. Das Unternehmen hat außerdem in Zusammenarbeit mit HackerOne Preise ausgelobt für jeden, der Schwachstellen innerhalb der App meldet, damit diese behoben werden können.
Im Vergleich zu anderen beliebten Social Media-Apps sammelt Clubhouse weniger Informationen über seine Nutzer. So verwendet Clubhouse beispielsweise keine iPhone-Standortdienste und nimmt lediglich eine grobe örtliche Zuordnung aufgrund Ihrer IP-Adresse vor. Als reines Audioformat wird weder ein Zugriff auf Ihre Kamera oder noch auf Ihre Fotos benötigt.
Reine Audio-Apps werden uns vermutlich noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Wann immer Sie Ihr Smartphone benutzen, gehen Sie mit einer Antiviren-Software immer auf Nummer sicher. Programme wie Kaspersky Internet Protection for Android blockieren beispielsweise verdächtige Apps, Webseiten und Dateien und bekämpfen neue Bedrohungen mit lernfähigen Systemen.
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